You are currently viewing Ecuador – Faszination und Vielfalt im Andenstaat

Ecuador – Faszination und Vielfalt im Andenstaat

Nach gut 4 Monaten auf dem afrikanischen Kontinent inklusive einem kurzen 3 tägigen Stopover in Dubai, hieß es für uns einmal auf die andere Seite der Welt zu fliegen. Wir wollten noch unbedingt nach Südamerika. Nach gut 24 Stunden Flugzeit von Dubai über Amsterdam war unser erstes Ziel Quito in Ecuador. In Amsterdam waren wir der Heimat für 4 Stunden sehr nah und haben die Zeit auch genutzt, um mit unseren Familien zu telefonieren. Ein wenig Heimweh kam da schon auf, aber wir freuten uns schon auch sehr auf Ecuador und die neuen Erlebnisse.

Quito

In Quito, der Hauptstadt Ecuadors angekommen, waren wir erstmal froh, dass die Landung ohne größere Turbulenzen hingehauen hat. Im Vorfeld haben wir von einzelnen Berichten gelesen, dass der Flughafen in Quito teils von schweren Böen heimgesucht wird, da er nicht besonders windgeschützt angelegt ist und der Landevorgang einzelnen Passagieren nicht so gut bekommen ist.

Ein freundlicher Taxifahrer fuhr uns dann in unser Hotel David, wo wir für zwei Nächte eincheckten. Das Zimmer war nicht besonders groß, aber wir waren beide einfach todmüde und Julia hatte die Klimaanlagen in Dubai nicht so gut vertragen, sodass sie etwas kränkelte. Das Klima machte es in Quito leider nicht besser. Quito liegt mitten in den Anden und gleichzeitig auf 2.850m über dem Meer. Damit ist Quito aber noch nicht die höchstgelegenste Hauptstadt der Welt, sondern das ist La Paz in Bolivien mit einer Höhe von über 3.600m über dem Meeresspiegel. Leider bedeutete es, dass es sehr kalt war und es dort schlicht keine Dämmung bei den Häusern gibt. So erschöpft wie wir waren, haben wir einfach unsere mittlerweile zahlreich gesammelten Decken von unseren Flügen ausgepackt und noch auf die Bettdecke geworfen. Insgesamt war die Nacht auch aufgrund Jetlag und 9 Stunden Zeitunterschied nicht so sehr erholsam. Was uns gleich in den ersten Stunden in Ecuador auffiel, fast niemand spricht Englisch! Mit unseren doch sehr rudimentären Spanisch Kenntnissen hatten wir doch ab und an Mühe unser Gegenüber zu verstehen oder unseren Wunsch mitzuteilen. Glücklicherweise gibt es ja Google Translator.

Insgesamt verbrachten wir drei Nächte in Quito. Für unseren ersten Tag haben wir bei einem Hostel in der Nähe (Community Hostel) eine Free Walking Tour gebucht. Die Tour an sich war recht interessant und abwechslungsreich, da wir neben dem klassischen Sightseeing auch noch auf einem lokalen Markt waren und für Südamerika typische Früchte probieren konnten. Dazu konnten wir ecuadorianische Schokolade probieren. Vorab wussten wir bspw. nicht, dass Ecuador so ein großer Produzent von Kakaobohnen ist. In Ecuador benötigt es außerdem keinen großen Geldbeutel, um ein Rosenkavalier zu sein. Das Land ist eines der größten Rosenexporteure der Welt. Insgesamt hat uns die Stadt nicht so gefesselt. Liegt jedoch sicher auch an den Begleitumständen. Nach Wochen von Sonne und Wärme und dann erreichen wir Quito in den Anden und müssen uns mit einstelligen Celsius Graden anfreunden. Dazu war es auch immer sehr regnerisch, wolkig und folglich nasskalt, was uns noch zusetzte.

 

Während der Free Walking Tour sind wir mit einer weiteren Deutschen ins Gespräch gekommen und haben am Ende der Tour kurzerhand entschieden zusammen Mittagessen zu gehen. Marleen hatte dann die Idee die Aussicht über Quito noch zu genießen. Also bestellten wir ein Uber zum „Virgen del Panecillo“. Mitten auf der Straße blieben wir in unserer kuscheligen kleinen Transportkutsche auf einmal am Berg stehen, wohl an der denkbar ungünstigsten Stelle in der Kurve verfolgt von einer ganzen Autoparade. Das Auto wollte auf einmal nicht mehr anspringen – viele Autohupkonzerte später und mit verschiedenen Tricksereien unseres Fahrers schien die Kiste dann doch wieder überzeugt zu sein, die Weiterfahrt anzutreten.  Die Aussicht ist wirklich toll von dort. So richtig haben wir uns noch nicht an die deutlich kühleren Temperaturen gewöhnt und den Jetlag spürten wir auch noch sehr. Basierend auf diesen Feelings hat uns Quito nicht sonderlich gefallen. Das graue, regnerische Wetter tat sein übriges. Kurzerhand haben wir entschieden am nächsten Tag eine Tour zum Lake Quilotoa zu buchen. Das Community Hostel hat das auch angeboten und so buchten wir dies noch am selben Nachmittag und wurden für das Dinner im Hostel eingeladen, wo wir noch viele Leute kennen lernten.

Früh am nächsten Morgen fragte ich Julia, ob es überhaupt eine gute Idee ist direkt am 2. Tag in den Anden zum Lake Quilotoa zu gehen! Ihr fragt Euch sicher gerade warum? Ganz einfach, Lake Quilotoa liegt auf 4.000m über dem Meeresspiegel und auf dem Weg zu dem erkalteten Vulkan gibt es Tour Stops, welche schon auf 4.500m liegen und wir wussten nicht, wie wir auf die Höhe reagieren, da wir beide noch nie über 4.000m waren. Letztlich entschieden wir uns die Tour doch zu machen, jedoch mit der Einschränkung auf unseren Körper zu hören.

Es war eine super Entscheidung. Die Tour hat uns sehr gut gefallen. Der Trip inkludierte auch ein Frühstück unterwegs, welches wir bei einem traditionellen Markt eingenommen haben. Dort haben wir auch frisch aus der Pfanne kommende Käse-Empanadas und eine andere Art von Kaffee, welcher aus anderen Bohnen hergestellt wird und daher viel süßer schmeckt, probiert.

Nach dem kurzen Aufenthalt ging es weiter und die Straße wurden schmaler und steiler. Wir schlängelten uns Passstraßen in die Höhe, welche zu unserer Überraschung ganz gut ausgebaut waren. Recht schnell waren wir aber in und dann über der ersten Wolkenschicht. Bevor wir den Kratersee erreichen, hatten wir noch die Möglichkeit eine traditionell lebende Familie in den Anden zu besuchen. Unser Guide hat uns mehrfach darauf hingewiesen, dass die Familie nicht viel hat und wir doch etwas geben sollten, bspw. in Form von Essen oder Geld. Diese immer wieder ausgesprochenen Aufforderungen haben uns beide stutzig gemacht. Dort angekommen, haben sich unsere Befürchtungen bestätigt. Leider war der Besuch reine zur schau Stellung und natürlich haben die Menschen dort nicht viel, aber anhand der Kleidung und dem Auftreten haben wir doch gesehen, dass es diesen Menschen besser geht, als vielen, die wir in Afrika gesehen haben. Die Kleidung war sauber und ganz. In Afrika haben wir vor allem in ländlichen Regionen Familien gesehen, da konnten die Eltern ihren Kindern nicht mal Kleidung kaufen, sodass diese nackt rumliefen. Die Familie dort vor Ort züchtet auch Meerschweinchen, jedoch nicht als Haustiere, sondern zum Verkauf an Restaurants in der Gegend. Besonders verstörend fanden wir, dass wir mit den Meerschweinchen, die teils mit im Schlafzimmer waren, Fotos machen konnten und die auf den Arm nehmen sollten. Alex war das etwas zu viel, sodass er lieber Fotos der Landschaft machte. Da wir kein Geld geben wollten, haben wir der Familie Mandarinen gegeben, die wir noch von Mauritius hatten.

Nach dem nicht so berauschenden Besuch ging es endlich zum Kratersee. Zwischendurch stieg noch ein Künstler ein, der seine Kunstwerke uns während der Fahrt feil geboten hat, jedoch haben wir nichts gekauft. Am See angekommen, haben Julia und ich entschieden nicht runter ans Ufer zu gehen, da sie schon recht deutlich die Höhe merkte und nur leichte Steigungen sie schon außer Atem brachten. Genau genommen zog sich ihre Lunge gefühlt auf Senfkorngröße zusammen, sodass für große Sprints nicht genug Luft da war.

So hatten wir schöne Fotospots für uns beide ausgemacht und hatten noch Glück, dass wir eine tolle Sicht auf den See hatten. Je länger wir am See blieben, desto schlechter wurde die Sicht. Wolken zogen auf und irgendwann wurde es im ganzen Ort sehr neblig und noch kälter. Wir haben es uns dann in einem Restaurant gemütlich gemacht und gewartet bis der Rest der Gruppe wieder zurück war. Anschließend ging es zu einem gemeinsamen Mittagessen und dann stand auch die Rückfahrt nach Quito an. Diese hat sich doch sehr gezogen und wir beide waren froh, als wir wieder in unserem Hotel waren. Untypisch für uns beide ginge wir recht früh ins Bett. Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Mera und zu unserem ehrenamtlichen Einsatz bei Merazonia im Regenwald. Hierfür haben wir einen separaten Artikel verfasst.

Baños

Nach unseren 3,5 Wochen im Regenwald entschieden wir uns noch drei Tage in der ecuadorianischen Hauptstadt der Aktivitäten und der Action zu bleiben. Von Mera sind es nur rund eine Stunde Busfahrt bis nach Baños. Nach unserer Ankunft im Hostel haben wir uns direkt mit Sofya, einer anderen Volunteerin aus Merazonia, getroffen, die ihren Day-off an dem Tag hatte. So erkundeten wir Baños gemeinsam. Highlight war die Fahrt hoch zur wohl höchstgelegen Free-Fall Schaukel der Welt, welche Julia und Sofya sogleich testeten. Alex hat alles brav gefilmt und fotografiert.

Baños ist super touristisch und man sieht überall in der Stadt Europäer. Es gibt unzählige Restaurants und Cafés, darunter auch ein Schweizer Restaurant, in dem wir mal wieder Käsefondue gegessen haben, was wirklich unglaublich lecker war und auch Heimatgefühle hat aufkommen lassen. Daneben gibt es in der Stadt und darum viele Aktivitäten, wie Zip Lining, Canoeing, Rafting, wandern, Radtouren, heiße Quellen, klettern und extrem viele Aussichtspunkte zu entdecken.

Am zweiten Tag in Baños haben wir uns Fahrräder geliehen und sind einen berühmten Weg mit vielen Wasserfällen bis nach Rio Verde entlang gefahren. Die Tour war super schön, nur etwas schade, dass man doch einige Zeit an der Hauptstraße entlang fahren muss. Die 14 km waren dann doch auch schneller überwunden als gedacht und wir besuchten nochmal, nun von der anderen Seite, den „Cascade del Diablo“. Auch von der anderen Seite war der Wasserfall sehr beeindruckend. Zurück haben wir uns dann mit einem Transporter bringen lassen, da die Strecke sehr steil und eigentlich überwiegend bergauf geht.

 

Da es noch früher am Tag ist, als wir ursprünglich dachten, wollten wir die Aussicht auf Baños und das Tal noch genießen. So suchten wir uns ein Taxi, das uns zum Café del Cielo fuhr, wo wir mit strahlendem Sonnenschein, gutem Café und einem traumhaften Ausblick belohnt wurden.

Wir haben uns dann überlegt, was wir am nächsten Tag noch machen wollen. Und wir beide waren für die Aktivitäten vor Ort nicht wirklich zu begeistern. Nach 3,5 Wochen Gummistiefel tragen, Baumstämme, Steine und Sand schleppen, waren wir irgendwie etwas erschöpft. Und insbesondere Alex taten die Füße weh. Das Café del Cielo gehört zu einem Wellness Hotel, „Luna Volcán Adventure Spa“, wo wir uns kurzerhand von der Service Chefin des Hotels ein Angebot für einen Day Spa haben geben lassen. Im Hotel gibt es mehrere Hot Pots, deren Wasser durch den angrenzenden Vulkan, an dessen Flanke das Hotel auch liegt, gespeist wird. So haben wir uns auf ein heißes Bad mit anschließender Massage und Dinner am nächsten Tag gefreut.

Das Wetter war an unserem Day Spa traumhaft und die Aussicht atemberaubend. Die Bilder sprechen für sich. Die Massagen, eine Rückenmassage für Julia und eine Fußmassage für Alex, taten gut und das Dinner war vorzüglich. Wir hatten auch wirklich einen sehr aufmerksamen und engagierten Kellner an diesem Abend. Ein rundherum erholsamer und toller Tag.

Dann hieß es von der Region um Baños, Mera und Merazonia endgültig Abschied zu nehmen. Unser nächstes Ziel ist die Stadt Cuenca.

Cuenca

Nach mehrstündiger Busfahrt, tausenden Kurven und unzähligen Gipfeln der Anden, mit teils atemberaubender Aussicht, aber auch so dichter Nebelsuppe, dass wir uns fragten, wie der Fahrer überhaupt noch die Straße sehen konnte, erreichen wir Cuenca, die drittgrößte Stadt Ecuadors. Cuenca liegt in einem Tal der Anden auf 2.500m. Im Prinzip zwischen der pazifischen Flanke der Anden und der Amazonas-Flanke. Wir haben uns ein kleines Hotel in Zentrumsnähe „Casa de Lidice“ gesucht. Nach unserer Ankunft sind wir hungrig direkt in die Stadt gelaufen. Die tolle Architektur und insbesondere der Dom haben uns direkt in ihren Bann gezogen. Wir dachten beide schnell, wir verstehen jetzt, warum Cuenca als die schönste Stadt Ecuadors gilt. Bevor wir endgültig ein Restaurant suchten, haben wir erstmal ein paar Fotospots ausfindig gemacht, um noch das Tageslicht des späten Nachmittags zu genießen. Aber auch bei Nacht sieht Cuenca im Lichtermeer atemberaubend aus.

Aufgrund der politisch sehr angespannten Situation in Peru haben wir entschieden dort nicht hinzufahren, was wir beide sehr schade finden und uns auch weh tat, da wir beide gerne Machu Pichu und die Nazca Linien gesehen hätten. Zudem reifte in uns der Gedanke nicht mehr nach Brasilien in den Regenwald zu einem weiteren Projekt zu gehen. Das hatte insbesondere zwei Gründe. Erstens, ist Brasilien solch ein riesiges Land, bei dem wir locker auch 3 Monate hätten verbringen können. Aufgrund der Größe sind die Distanzen groß und die Fahrzeiten lang. Hinzu kommt bei uns eine gewisse Müdigkeit und Erschöpfung bei der Volunteer Arbeit. Die Erfahrungen in Merazonia waren toll und wir genossen richtig die Arbeit mit den Tieren. Gleichzeitig haben uns die Umstände schon vor einige Herausforderungen gestellt. Es ist immer wieder ein neues sich eingewöhnen, neue Leute, neue Aufgaben und neue Strukturen. Das alles ist unglaublich bereichernd und wir nehmen während dieser Zeit so viel mit, zugleich sind all die Erlebnisse und Erfahrungen auf verschiedenen Ebenen immer wieder mit Anstrengungen verbunden, die nach gut 6 Monaten immer spürbarer werden. Wo wir als nächstes hin wollen steht noch nicht fest.

Ingapirca

Nördlich von Cuenca liegt die Inka-Ruine Ingapirca. Da wir jetzt nicht nach Peru können, wollen wir zumindest ein wenig in die Inka-Kultur eintauchen und haben direkt bei unserer Ankunft im Hotel für den nächsten Tag eine Privattour über das Hotel mit Privatfahrer gebucht.

Enrique hat uns überpünktlich am nächsten Morgen mit einem offenen, sympathischen Lächeln abgeholt. Wir hatten uns davor ein wenig gesorgt, ob unser Guide nur Spanisch spricht oder auch Englisch kann. Unsere Sorge war unberechtigt. Enrique kann richtig gut Englisch und ist ein wandelndes Lexikon, was die Region Cuenca und die Inka-Kultur anbelangt. Er hat uns gleich im Auto so viel erzählt, was wir alles gar nicht behalten konnten. Vorbei an einer imposanten Kirche, die in den Felsen gehauen wurde, wo Enrique uns zuliebe kurz anhielt, fuhren wir schnurstracks nach Ingapirca. Wir durchquerten das Gebieten der indigenen Bevölkerung, wo er uns erzählte, dass diese streng darauf achten, dass es keine Vermischung zwischen der europäisch-stämmigen sowie der schon gemischten Bevölkerung mit den indigenen Nachfahren der Inka gibt. Generell scheint es dort auch einen großen Rassismus zwischen den Bevölkerungsgruppen zu geben und der eine vertraut dem anderen nicht und umgekehrt. Für Wahlen stellen die indigenen auch eigene Kandidaten auf. In den Gegenden, welche den indigenen zugesprochen wurden, wohnen auch keine europäisch-stämmigen Ecuadorianer. Enrique sagte uns, dass er das bspw. gar nicht wolle und sich das überhaupt nicht vorstellen kann. Aus unseren Erfahrungen heraus in Cuenca und Umgebung sind die indigenen relativ arm und auch wirklich klein, was die Körpergröße angeht. Wenige werden größer als 1,60m.

In Ingapirca angekommen, hat uns Enrique sehr viel über den Ort erzählt. Auch, dass die Inka erst 1460 aus Peru hier ankamen und die davor vorherrschende Kultur der Cañari eroberte und assimilierte. Wir beide hatten vorher noch nichts von den Cañari Kultur gehört und vor allem Alex war total interessiert mehr darüber zu erfahren und hat Enrique gelöchert. Anschließend beschloss er sich noch mehr dazu einzulesen. Die Inka waren übrigens ähnlich wie die Römer dafür bekannt, die eroberten Völker nicht in dem Maße zu unterdrücken oder denen ihren Willen aufzuzwingen, sondern in Co-Existenz zu leben und ihnen ihren Glauben zu lassen. Enrique erzählte uns, dass die Bevölkerung in Ecuador sich viel mehr mit der Cañari Kultur identifiziert als mit den Inka. Das liegt vor allem auch daran, dass die Inka nur 70 Jahre in Ecuador herrschten und nach der Ankunft der Spanier um 1530 wieder verschwanden. So wurden in Ingapirca auch viele Gebäude der Cañari durch die Inka übernommen und durch eine Tempelanlage und weitere Gebäude ergänzt. Abgesehen von der restaurierten Tempelanlage sind in Ingapirca heute vor allem Ruinen und die Fundamente der einstigen Gebäude zu sehen. Enrique hat uns über die verschiedenen Gebäude und deren Funktionen sehr akribisch aufgeklärt. Auf dem Gelände finden sich witzigerweise unzählige Lamas beim Grasen, die sich an den Menschen gewöhnt haben und vermutlich auch jemanden gehören.

Im Anschluss zum Gelände waren wir noch im Museum, um die ausgegrabenen Tontöpfe, Kannen und Schmuck zu bewundern, bevor wir in ein nahegelegenes Restaurant zum Mittagessen gegangen sind, wo wir uns mit Enrique auch etwas privat unterhalten konnten und so noch mehr über ihn, aber auch über Ecuador und die Kultur erfahren konnten.

Anschließend traten wir die Rückfahrt an. Wir hatten mit Enrique so einen klasse Tour-Guide, dass er uns fragte, ob wir noch zu einem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt Cuenca wollen. Wir haben natürlich sofort zugesagt.

Vom „Mirador de Turi“ hat man einen schönen Ausblick auf die Stadt Cuenca. Die Aussichtsplattform ist relativ neu angelegt und es kann durchaus behauptet werden, dass der Ort sehr touristisch ist. Und dadurch auch sehr viele Einheimische Verkäufer um einen herum laufen. Tatsächlich haben wir aber auch viele Einheimische gesehen, die den Ausblick auf die Stadt genossen. Hinter der Aussichtsplattform steht eine schöne und eindrucksvolle Kirche, die sich ansehnlich in das Gesamtbild einfügt. Nach dem wir den Anblick genossen und zahlreiche Erinnerungsfotos geschossen haben, wollten wir Enrique noch zu einem Kaffee und Kuchen als Dankeschön einladen. Gesagt getan! Im Zentrum von Cuenca sind wir gemeinsam noch zu der Café-Kette Juan Valdez gegangen und hatten wir eigentlich den ganzen Tag über eine sehr gute Unterhaltung. Zurück in unserem Hotel waren wir dann doch ganz gut erledigt von den Eindrücken.

Über die Zeit haben wir eine Vorliebe für die Free Walking Tours in Städten entwickelt. Bei denen gibt es keinen fixen Preis, den du zahlen musst, sondern die Touren basieren auf Trinkgeld für den Tourguide. Wir waren von allen Touren sehr angetan und begeistert, mit einer Ausnahme, der Tour durch Newtown in Johannesburg. Wir lernten so nochmal andere Seiten von Cuenca kennen und auch nochmal etwas mehr zur Historie und den Einwohnern. Wir wussten bspw. davor nicht, dass Cuenca unter großem deutschen und amerikanischen Einfluss steht. Dass dort viele US-Amerikaner leben und als Altersruhesitz verwenden, konnten wir uns insofern noch vorstellen, da es dieselbe Währung ist, die Lebenshaltungskosten jedoch deutlich geringer und die Entfernung auch nicht so weit sind. Bei dem deutschen Einfluss mussten wir dann schon etwas länger grübeln. Es gibt in Cuenca ein deutsches Gymnasium, wo deutsche Lehrer und deutsche Schüler unterrichten bzw. unterrichtet werden sowie eine Apotheke oder Drogerie, wo es Original deutsche Produkte zu kaufen gibt. Dort haben wir Bier aus Bayern oder auch Lebkuchen gefunden, allerdings zu deutlich höheren Preisen als bei uns. Die Besitzer sind im Übrigen auch Deutsche. Von den Städten, die wir bis dahin gesehen haben, ist Cuenca mit Abstand die schönste in Ecuador. Die Kolonialgeschichte sieht man mit den zahlreichen Gebäuden der Stadt an und die Altstadt könnte durchaus auch in Europa sein.

Da Julia Ausblicke liebt, haben wir es uns am Parque Caldéron auf einer Dachterrasse im Café Negroni niedergelassen und die untergehende Sonne bewundert.

Kulinarisch hat Cuenca auch einiges zu bieten. Zum Frühstück essen die Einheimischen hier Schweinehaut und die traditionelle Leibspeise Meerschweinchen oder wie die Menschen in Ecuador sagen „Guy“, nach den Lauten der Tiere, lässt sich überall am Straßenrand erblicken oder es steht in zahlreichen Restaurants auf der Speisekarte. Generell wird in Cuenca und Ecuador viel mit Mais zubereitet. In Cuenca im Speziellen gibt es so eine Art aufgeweichte Maiskörner mit Ei. Es nennt sich Mote Pillo. Es schmeckt ehrlich gesagt eher nach Pappe als wirklich gut, aber wie uns berichtet wird, essen die Locals das nahezu zu jeder Mahlzeit, auch mal zum Frühstück.

Cajas Nationalpark

In Cuenca gehört ein Ausflug in die Anden und damit zum Cajas Nationalpark zum absoluten muss. Wir wollten aber keine geführte Tour machen, da sich die Tour Guides und Agenturen das alles sehr gut bezahlen lassen. Wir haben uns daher selbst mit dem Fernbus, der Richtung Guyaquil fährt, aufgemacht und nach ca. 2h den Nationalpark erreicht. Der Nationalpark ist riesig, sodass wir vorab entscheiden mussten, was wir genau sehen und wo wir aussteigen wollen. Wir haben uns für den Bereich um den Toreadora See auf fast 4.000m Höhe entschieden. Im Internet haben wir gelesen, dass das eine schöne Wanderung mit viel Natur und Ausblicken ist. Es war unglaublich kalt am See. Bevor wir losgegangen sind, haben wir uns noch einen heißen Tee am Eingang genehmigt. Wir dachten, ok hier wäre Winterkleidung jetzt angebracht. Viele Menschen, denen wir begegnet sind, waren deutlich wärmer eingepackt als wir. Aber hilft nichts, wir gingen los und haben recht bald einen Andenhirsch grasen gesehen. Der Wind war schon echt kalt und wir fingen mit unserer Gelinde gesagt -Allwetter Kleidung- doch mit frieren an. Dazu kam, dass Julia die Höhe gemerkt hat und sich ein wenig schwer tat bei Anstiegen. So haben wir dann nur eine kleine Runde um den See gemacht, aber waren von der Natur sehr beeindruckt und begeistert. Beim Warten auf den Bus haben uns zahlreiche Lamas Gesellschaft geleistet.Zurück in Cuenca wollte Alex unbedingt noch zu den Cañari Ruinen in der City von Cuenca. Julia hat die dort auftauchende Sonne genutzt, um sich von der Andenkälte wieder aufzuwärmen.

Die Stadt Cuenca hat uns mit seiner schönen und einmaligen Architektur sehr begeistert und wir hatten für unsere nächste Station Guayaquil keine großen Erwartungen. Wir haben gelesen, die Stadt ist nicht schön, dafür aber sehr gefährlich. Natürlich ging es mit dem Bus bei einer mehrstündigen Fahrt durch und aus den Anden Richtung Pazifikküste weiter.

Guayaquil

Die Stadt Guayaquil dient uns nur als Zwischenstop und dann Weiterflug auf die Galapagosinseln. Sie ist gleichzeitig die größte Stadt des Landes. Wirklich schönes haben wir nicht über die Stadt gelesen, uns trotz allem entschieden zwei Nächte dort zu verbringen. Zudem ist die Kriminalität in der Stadt sehr hoch. Wir haben uns eine Unterkunft ausgesucht, die „White House“ heißt. Es sieht wirklich ein wenig wie das Weiße Haus in Washington aus. Wer schon vor dem Weißen Haus in Washington stand weiß, dass es von einem Zaun umgeben ist. Aufgrund der hohen Kriminalitätsrate in Guayaquil haben wir auch mit Sicherheitsvorkehrungen gerechnet. Jedoch nicht mit solch einer Festung, die uns dort vor unserem Hotel erwartete. Wir dachten beide, ok, die wissen schon, warum sie das so tun. Wir wurden ganz nett in Empfang genommen und haben unser doch recht dunkles Zimmer bezogen. Für zwei Nächte aber vollkommen ausreichend.

Nach unserer Internetrecherche haben wir herausgefunden, dass der „Malecon“, was auf Deutsch „Hafen“ heißt, eine abgesicherte und abgesperrte Flaniermeile von ca. 2,5 km Länge ist. Die Sicherheitsvorkehrungen sind sehr hoch, mit viel Sicherheitspersonal vor Ort und an der gesamten Flaniermeile entlang ist ein hoher Zaun aufgebaut. Es gibt dort einige nette Sitzgelegenheiten, Wasserspiele, Fahrgeschäfte, wie ein Riesenrad und einige Einkaufsmöglichkeiten inklusive einer Mall. Die 2,5km liefen wir recht schnell entlang, mit einem Abstecher zum Parque Seminario, wo wir zahlreiche Leguane beim Fressen bewunderten und noch eine schöne Kirche anschauten. Ihr merkt schon, so richtig hat uns der Malecon nicht überzeugt. Das Joghurt-Eis, das wir noch probierten, war sehr lecker. Insgesamt waren wir ein wenig enttäuscht.

Ein weiteres Touristenhighlight ist der Aufstieg zum Faro Las Peñas. Wir haben uns mit dem Taxi vom Malecon hinfahren lassen. Er sagte direkt, er müsse für uns erst einen sicheren Ort zum Aussteigen finden. Der war dann aber auch schnell gefunden, nämlich neben einer Staffel Polizisten, die direkt neben den Treppen zum Aufstieg auf den Leuchtturm standen. Es waren mal so 30 an der Zahl. Vorbei an zahlreichen Shops, Cafés, kleinen Restaurants und Kunstgalerien erreichten wir schließlich den Gipfel und den Leuchtturm. Man erhält von dort einen guten Rund um Blick über die Stadt. Nach dem Abstieg lassen wir uns zurück in unser Hotel fahren und entspannen etwas nach der ziemlichen Hitze in Guayaquil. Im Vergleich nämlich zu den vorherigen Städten liegt Guayaquil jetzt nah auf Meereshöhe, sodass auch die Temperaturen deutlich höher sind.

Am nächsten Tag hieß es für uns weiter fliegen nach Galapagos. Wir waren schon sehr gespannt und mussten im Vorfeld schon einiges in Erfahrung bringen, da es sich bei den Galapagosinseln um ein Naturschutzgebiet handelt, was uns noch vor einige Herausforderungen und leerende Geldbeutel stellen wird.

Schreibe einen Kommentar