Kolumbien ist vielseitig und wie ihr sicher schon bemerkt habt, bietet das Land einen großen Mix aus unterschiedlichen Naturhighlights, kulturell spannenden Städten und unterschiedlichen Vegetationen an Pazifikküste, dem Landesinneren und der Karibikküste. Uns zieht es an die Karibikküste Kolumbiens, denn diese sei laut Berichten von Mitreisenden größtenteils unberührt und einsame Strände mit riesigen Palmen und spannenden Felsformationen würden auf uns warten.
Also machen wir uns schlau und beginnen unsere Zeit an der Karibikküste in der beliebten Kolonialstadt Cartagena, die auch von Kreuzfahrttouristen aufgesucht wird. Das macht die Stadt zu einer touristischen Hochburg und die Suche nach bezahlbaren Unterkünften gerade im historischen Zentrum Cartagenas wird zur Mammutaufgabe. Wo es besonders schön ist, zieht es eben viele hin und die Nachfrage für Hotels spiegelt sich in für Kolumbien gesehen horrenden Preisen wider. Doch das hält uns nicht davon ab und nach langem Hin und Her finden wir eine Unterkunft für drei Tage. Schon als wir den ersten Fuß aus dem Flieger setzen, werden wir von der karibischen Hitze empfangen. In den verwinkelten Gassen von Cartagenas Altstadt, die mehr einem Labyrinth gleichen, staut sich die Wärme und je länger der Tag voran schreitet, umso zahlreicher begegnen uns Touristenströme aus aller Welt. Abends zur goldenen Stunde erstrahlen die hübsch restaurierten Kolonialbauten, teils Paläste, Kirchen und Herrschaftshäuser besonders malerisch und bereiten tolle Fotomotive.
Auf den großen Plätzen reihen sich die Pferdekutschen, die durch die Gassen trappeln und lauffaule Menschen durch die Gassen spazieren fahren. Das Kopfsteinpflaster, die Wärme und das Autogehupe zugleich – so romantisch eine solche Fahrt wirken mag, so sehr sehen wir das Wohl der Pferde nicht gewährleistet und flanieren durch die Stadt zu Fuß. Jede Gasse ist für sich individuell, manchmal hat man das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben. Moderne trifft auf Antiquitäten, protzend schnieke Palasthäuser auf verfallende Ruinen und Luxusrestaurants auf Straßenhändler mit landestypischen Gerichten. Die leuchtenden Fassaden der Häusermeilen mit ihren individuellen kleinen Lädchen laden zum Verweilen ein und so entdecken wir immer wieder neue Ecken und Auffälligkeiten, selbst wenn wir ein drittes Mal durch die gleiche Straße schlendern. Es ist eine wahre Erkundungstour, die wir vor allem schon früh am Morgen machen: So entfliehen wir der karibischen Hitze, die am Mittag meist unerträglich wird und am besten in einem der vielen Hinterhof Cafés mit einem kühlen Drink zu überstehen ist und vor allem haben wir viele Highlights dann noch fast für uns alleine in absoluter Ruhe.
Von den Stadtmauern des historischen Zentrums schweift unser Blick auf das Meer und die neue City Bocagrande – dieser Stadtteil Cartagenas besticht durch eine Skyline aus silber glitzernden Wolkenkratzern, die so völlig kontrastreich schimmern und der wir eher den Rücken zukehren. Viel zu idyllisch ist es im alten Stadtkern, den wir ausgiebig bei verschiedenen Spaziergängen erkunden und die heimische Wirtschaft in den vielzähligen Modeshops und Restaurants unterstützen. Um schöne einsame Fotos zu schießen, stehen wir auch einmal sehr früh auf und haben so die großen Plätze auch fast für uns allein.
Einen Tag unternehmen wir einen Abstecher ins nah gelegene Getsemani, einem jungen Hipster Stadtteil Cartagenas und tauchen in eine Welt aus buntem Graffiti, mit Regenschirmen und Fähnchen beschmückten Straßenzügen und einem weniger prunkvollen Ambiente, dafür weniger überlaufen und dadurch einer insgesamt entspannteren Atmosphäre. Wir halten uns lange vor den Wandgemälden auf, bestaunen die künstlerischen Werke und saugen den gelassenen Flair des Stadtteils auf, bevor es ins wuselige Stadtzentrum zurück geht.
Am letzten Abend genießen wir den Blick von einer Dachterrasse auf Cartagena und bestaunen den farbintensiven Sonnenuntergang vor der Skyline der City. Cartagena ist eine der wenigen Städte in Kolumbien, die wir fast bedenkenlos abends auch noch erkunden können. Und wieder einmal lernen wir daran: Wo viele Touristen sind, scheint die Politik für eine erhöhte Sicherheit für alle verstärkt zu sorgen.
Mata de Platano
Von Cartagena geht es mit dem Bus für uns über Santa Marta nach Mata de Platano, ein verträumtes Dörfchen an der wilden unberührten karibischen Küste Kolumbiens. Nach der ganzen Reiserei mit meist nur ein paar Tagen Aufenthalt an einem Ort entschließen wir uns das Tempo zu entschleunigen und für knapp eine Woche abseits der ausgetretenen Touristenpfade in der Nähe des Parks Tayrona die Karibikküste zu genießen. Als wir an unserer gewählten Unterkunft ankommen, befinden wir uns unter Bastdächern im Wald, einem modernen Zimmer mit gut ausgestatteten Moskitonetzen und einem Blick sogar bis zum nah gelegenen Meer. Wir hören das sanfte Rauschen der Wellen, den Wind zwischen den Bananenblättern und das Zwitschern der Vögel. Es ist paradiesisch und die Klänge der Natur strahlen eine Oase der Entspannung aus.
Nur 10 Minuten Fußweg ist das Meer entfernt und bei unseren Strandspaziergängen treffen wir kaum auf eine Menschenseele. Es ist wirklich der komplette Kontrast zu Cartagenas Getümmel und wir sind von den kilometerlangen meist unberührten Strandabschnitten überwältigt. Das Meer klatscht mit meterhohen Wellen gegen den Sand, die Strömung und Naturgewalten sind so enorm, dass wir uns nur mit den Füßen ins Wasser wagen und ein ausgiebiges Baden aus Sicherheitsbedenken mit der starken Rückströmung ausschließen.
Dennoch – wir kommen uns vor wie ausgesetzt in der wilden unberührten Karibik, laufen und laufen und treffen niemand anderen. Kilometerweit begleiten uns Palmen und körniger Sand unter den Füßen und einsame trocken gelegte Fischerboote, angespültes Treibholz und einsame Holzschaukeln sorgen für eine besondere Romantik. Ganz selten warten kaum besuchte Strandrestaurants und Bars auf uns, die frische Meeresspezialitäten anbieten und ihre erfrischende Limonada de Coco zaubern, die aus frischer Kokosnuss, Eiswürfeln und Limette hergestellt wird und bei den warmen Temperaturen die perfekte Erfrischung ist.
Park Tayrona
Der Tayrona Nationalpark besticht durch kristallklares Wasser, traumhafte Strände und nimmt einen wunderschönen Abschnitt der kolumbianischen Karibikküste ein mit einem tropischen Regenwald und dahinter ragenden Bergzug. Bekannt sowohl bei Einheimischen als auch Touristen ist er eine der Hauptattraktionen des Landes und wird in der Reisesaison stark besucht. Als wir uns recht früh am Morgen den Toren des Parks nähern, haben wir Glück und kommen recht schnell in das Naturparadies. Zunächst geht es erstmal mit einem Kleinbus bis in die dichtere Vegetation, die wir über Holzpaletten ausgelegte Wege passieren und vom dichten Regenwald vor der Sonne geschützt werden. Einziges Manko – die Sandfliegen, die bei jeder noch so kleinen Atempause und Stehenbleiben kein Erbarmen kennen und unsere freien Körperstellen ansteuern. So laufen wir einige Kilometer entlang, angetrieben vom Gedanken an klares Wasser und beruhigte Buchten zum Schwimmen. Riesige Bäume begleiten uns auf unserem Weg, das Wurzelwerk ist beeindruckend und nimmt teils meterlange Abschnitte in Beschlag. Was diese Bäume wohl schon alles erlebt haben müssen und wie viele Besucher hier schon vorbei gewandert sind?
Nach einer guten Stunde schon erhaschen wir den ersten Blick von oben auf das tief blau strahlende Meer. Es ist ein toller Anblick durch die Felsformationen unter den Schatten spendenden Bäumen auf das Wasser und den langen Sandstrand. Die Wellen peitschen gegen die Bucht und nach weiteren 20 Minuten Fußmarsch sind wir am Strandabschnitt angekommen, der allerdings für das Baden gesperrt ist. Zu viele Wagemutige haben den starken Wellengang schon unterschätzt und ihr Leben dort verloren. Doch nach unseren Informationen warten noch weitere beruhigtere Strandabschnitte auf uns, die durch Felsformationen eingerahmt sind und so natürliche Pools formen. Und wir werden von unseren Erwartungen nicht enttäuscht, denn nach einem weiteren Wanderabschnitt kommen wir an den Playa Piscina. Die runden Felsklopse und das türkis blau von der Sonne schimmernde Meereswasser sowie der Regenwald im Hintergrund unseres Ausblicks bilden eine Bilderbuchkulisse, die uns zum Baden und Verweilen einlädt. Zu lange halten wir es jedoch nicht aus, denn die Sonne ist hier besonders intensiv und nicht umsonst ist der Lifeguard wahrscheinlich mehr mumienartig eingepackt als im kurzen Badeoutfit.
Wir erkunden noch ein paar weitere Strandabschnitte und treten gegen Nachmittag den Rückweg an, auf dem uns noch eine Affenfamilie kurz vor dem Parkende Gesellschaft leistet. Ganz entspannt sind wir um ehrlich zu sein nicht, denn die Tiere scheinen an die Menschen gewöhnt zu sein und kommen unerwartet nah, sodass wir auf unsere Wertsachen besonders gut aufpassen müssen. Ein unerwartetes Erlebnis war es trotzdem, das in Erinnerung bleibt.
Minca
Nach unseren Tagen an der karibischen Küste zieht es uns zum Abschluss unseres Kolumbien Aufenthalts ins Küstenhochland nach Minca. Das kleine Örtchen ist laut Recherchen ein Must Have auf der Bucket List und für seinen spirituellen Vibe mit vielen Yoga Workshops und tollen Naturspektakeln bekannt. So schlängeln wir uns mit unserem Taxifahrer von Santa Marta aus die kurvige Strecke hinauf und müssen sogar eine Zwangspause einlegen – zu viel Gepäck, zu viele angefutterte Reisekilos und zu wenig PS unseres Kleinwagens sind eine schlechte Kombination, um die Bergpassagen unbeschadet zurück zulegen. Das scheint hier aber keine Seltenheit zu sein, denn bereits Kilometer vor unserer Rast sehen wir dasselbe Phänomen bei weiteren Kleinwägen. Oben angekommen empfängt uns das kleine Dörfchen Minca, das in seinem Zentrum aus einem Supermarkt, Obst- und Gemüseständen und diversen internationalen Restaurants besteht. Ein Fluss durchquert den Ort und nach einer kurzen Senke geht es eigentlich schon wieder aus Minca heraus.
Wir sind froh, dass wir nicht im quirligen Zentrum direkt eine Unterkunft haben, sondern einen kurzen Fußweg außerhalb ein ruhiges Hostel direkt am Fluss mit Badezugang gefunden haben. Außerdem bietet das Apartment einen herrlichen Sonnenuntergangsspot, den wir direkt am ersten Abend aufsuchen und vom intensiven Farbspiel begeistert sind. Wir sehen auf die dichten Wälder und im Hintergrund auf Santa Marta, das direkt am Meer liegt. Ganz dahinter versinkt die Sonne im Sekundentakt majestätisch ins Meer – ziemlich kitschig, aber einmalig schön.
Erfüllt von den Impressionen ziehen wir am nächsten Tag unsere Wanderoutfits an und machen uns auf den Weg zu diversen natürlichen Wasserfällen. Auf unserem Holperweg über ausgewaschenen Waldböden treffen wir immer wieder auf Armeisenstraßen, Vogelgezwitscher und brechende Lichtspektakel durch die dichte Vegetation. Insgesamt gelangen wir bei unserer Wanderung an drei verschiedene Wasserfälle, deren letzter zwar der imposanteste ist, aber auch der meist besuchte und uns weniger zum Baden in den Naturpools einlädt. Der Anblick ist aber schon beeindruckend. Unser Aufenthalt endet nach zwei Nächten in Minca – von dort aus geht es für uns nochmal eine Nacht nach Santa Marta, von wo aus wir den Flieger über Bogota nach Guatemala nehmen und ein neues Land erkunden.