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Tansania #2.0: Spagat zwischen Ehrenamt, Wiedersehensfreude und neuen Projekten

Tansania ist das einzige Land, das uns von Beginn an bei den Planungen unserer Auszeit vertraut war. Hätte uns letztes Jahr jemand gesagt, dass wir bereits nach 1,5 Jahren wieder vor Ort sein werden, hätten wir das damals vermutlich weniger ernst genommen. Umso schöner war unsere Rückkehr in die vertraute Umgebung – alleine der Anflug nach Arusha, der Ausblick aus der Luft auf den Kilimanjaro, der diesmal deutlich schüchterner im Wolkenkleid eingehüllt war und die wohl bekannten kleinen Dimensionen des „Kilimanjaro International Airport“ in der Nähe von Arusha. Doch eines war diesmal neu – ein dickes Grinsen von Eligard beim Betreten der Arrival Halle und ein herzlicher Empfang von unserem Guide von letztem Jahr, der über die Zeit und einen regen Austausch ein guter Freund geworden ist.

Nicht nur unser Wiedersehen war warm im übertragenen Sinne, auch die Sonne meint es in Tansania während unserem gesamten Aufenthalt sehr gut mit uns und treibt uns bereits beim Ausstieg aus dem Flugzeug Schweißperlen auf die Stirn. Es ist überwiegend trocken heiß und vermeintliche Regenwolken, die sich um den Mount Meru und Kilimanjaro gesellen, lassen ihren Ballast nur selten über uns ab. Eligard weiß, was man nach dem langen Flug mit 10 h Aufenthalt (den wir uns in der Business Lounge angenehmer gestaltet haben und ein wenig die Augen zu machen konnten)  in Nairobi braucht: Erst mal eine Erfrischung.  So fahren wir an den Lake Duluti und entspannen bei einer gekühlten Fanta mit Seeblick. Übrigens: Fanta gibt es in allen Geschmacksrichtungen, die wir vorher noch nicht aus Deutschland kannten: Passionsfrucht, Ananas, Mango… schade, dass es diese Kreationen bisher noch nicht zu uns in die Heimat geschafft haben.

Wir fahren weiter und kümmern uns um lokale Sim Karten für Tansania – wir müssen es wohl eher so beschreiben. Eigentlich klärt Eligard an einem Straßenverkäufer Stand alles für uns und übersetzt von der Dame, die unter einem provisorisch aufgestellten Sonnenschirm auf einem wackeligen Plastiktisch einen Haufen roter Simkarten verkauft, alle Angebote und Tarife und Vorgehensweisen. Wir sind schon einiges an Sim-Karten Prozeduren gewöhnt, aber ohne Eligards Hilfe wären wir hier wahrscheinlich völlig aufgeschmissen gewesen, da wir bis auf ein paar Standard Wörter einfach kein Swahili sprechen können und auch von der Vorgehensweise eine Sim-Karte zu beantragen völlig überrascht waren. Viele Pin Codes, Registrierungen und Anläufe später haben wir endlich wieder Kontakt zur Außenwelt und können erst einmal unsere Liebsten informieren, dass wir gut gelandet sind. Wir fragen uns manchmal schon, wie das die Leute früher gemacht haben… so ganz ohne mobile Daten und Messenger Dienste könnten wir uns unser Sabbatical gar nicht mehr vorstellen.

Eine kleine Anmerkung zu mobilen Daten an dieser Stelle – es mag für deutsche Verhältnisse kaum vorstellbar sein, so modern und technisch und fortschrittlich wir uns immer fühlen, aber bisher haben wir in den afrikanischen Ländern wirklich (fast) ÜBERALL mobile Daten gehabt. Sei es während den Safaris irgendwo im nirgendwo, in den Städten und Dörfern oder auf den Reisen im Bus. Selbst auf dem indischen Ozean während unserer Katamaran Tour auf Mauritius waren wir mit 4 G ausgestattet. Verrückt, oder? Da kann sich Deutschland wirklich mal eine Scheibe abschneiden, denn wie oft kämpfen wir mit schlechten Datenübertragungen, abreißenden Telefonaten während Zugfahrten oder ganzen Landstrichen, die völlig abgeschnitten sind.

Aber zurück zum eigentlichen Thema – unser Tag geht mit organisatorischen Dingen noch etwas weiter. Wir kaufen direkt Bustickets für unsere Fahrt von Arusha nach Daressalam, die zwar erst am Ende unseres Tansania Aufenthaltes stattfindet, aber aufgrund der Weihnachtszeit und vermehrtem Reiseaufkommen vorreservierte Tickets uns als sinnvoll erscheinen. In einem kleinen unscheinbaren Büro werden unsere Tickets handschriftlich ausgefüllt und bezahlt. Wir müssen ehrlich gestehen, dass uns die Art und Weise des Ticketverkaufs etwas überrascht… mobil wird hier nichts abgespeichert, der Schreibtisch sieht doch sehr chaotisch aus und die Kommunikation läuft mal wieder nur auf Swahili über Eligard. Wir sind wirklich so dankbar, dass wir eine solche Unterstützung erfahren dürfen und merken immer wieder, wie sehr wir darauf zu gleich auch angewiesen sind. In diesen Ländern ist das wirklich das A und O, einen Lokal vor Ort zu haben, der die Gegebenheiten, das Land und die Abläufe kennt und vor allem mit den Einheimischen vertraut ist. Wenn wir uns auch über den Ticketverkauf etwas wundern, machen wir uns bisher noch keine großen Gedanken – andere Länder, andere Sitten denken wir uns zunächst und erleben das böse Erwachen erst am Tag unserer Abfahrt… lasst euch überraschen.

Nach einer Reihe vieler Orgadinge und Formalitäten ist der erste Tag nach einem langen Flug geschafft. Eligard bringt uns noch zu unserem Air BnB – es ist relativ nah an unserem Volunteer Einsatzprojekt, dem Nanofilter House in Arusha, gelegen. Die Straßenverhältnisse sind zunächst noch geteert und zivil, bevor es den letzten geschätzten Kilometer über Sandstraßen und Holperpisten zu unserem Haus geht. Begrüßt werden wer von einer jungen Schäferhündin namens Nairobi, die noch etwas jung und stürmisch ist. Wir haben ein Zimmer mit eigener Dusche und WC und ein geteiltes Wohnzimmer und Küche. Eigentlich haben wir die meiste Zeit das Appartement für uns alleine – nur selten ist der Vermieter da und so genießen wir die Größe und den Blick vom Garten auf den Mount Meru, den „kleinen Bruder“ vom bekannteren Kilimandscharo.

Tansania bot uns dieses Mal einen ganz neuen Einblick – die Rolle als Volunteer hat uns fernab vom Touristenmodus bereichernde Perspektiven ermöglicht, die unglaublich vielseitig waren. Das fängt beim Alltagsleben an mit unkalkulierbaren und unangenehm langen Stromausfällen, die unangekündigt über mehrere Stunden andauern bis hin zu Fahrten im Dalla Dalla, den öffentlichen Taxibussen oder einem Besuch in einem Gottesdienst, der sich doch noch einmal enorm von unseren bereits erlebten und aus Deutschland gewöhnten Predigtformen und Gesängen unterscheidet. Und zugleich sind wir so vielen verschiedenen Leuten begegnet und auf Lebensbedingungen gestoßen, die uns mit Tatendrang und neuen Ideen erfüllt haben.

Seit letztem Jahr finanzieren wir für einen Jungen die Schulgebühren der Secondary School in der Nähe von Usa River. Seinen Kontakt und den zur Schule haben wir über Eligard erhalten und lange Zeit auf den Tag gewartet, ihn und seine Familie persönlich kennen zu lernen. Omari ist 13 Jahre alt und lebt gemeinsam mit seinen Eltern und drei weiteren Geschwistern in zwei Zimmern. Seine Mutter arbeitet immer wieder in Gelegenheitsjobs auf den Feldern, bekommt Geld sporadisch nach geleisteter Arbeit und ist finanziell von ihrem Vater abhängig, der die Miete für die Unterkunft zahlt. Vor diesem Hintergrund sind wir immer mehr überzeugt, dass wir hier unser Geld sinnvoll in die Zukunft Omaris investieren und seine Bildung seine Lebensumstände hoffentlich gewinnbringend verbessern wird.

Wir haben insgesamt lange überlegt seit unserem ersten Aufenthalt in Tansania, was der beste und auch realistisch umsetzbare Weg ist, um vor Ort aktiv zu werden. Natürlich gibt es bereits viele Organisationen, die caritativ einiges bewegen und die sicherlich über Spenden von uns weiteres aufbauen könnten. Wir wollten aber dennoch wissen, wo unser Geld direkt hinfließt und sind den unkonventionellen Weg gegangen, über die Möglichkeiten von Eligard direkt das Geld auf das Schulkonto zu überweisen. Wir wissen dadurch genau, wo das Geld ankommt, wer es erhält und wie die Investition nachhaltig kleine Dinge ins Rollen bringt. Und seit unserem zweiten Aufenthalt in Tansania haben wir eine Geschichte, einen direkten Bezug und Kontakt zu Omari und seiner Familie und sehen vor Ort genau, was es braucht. Das sind Lebensmittel, die wir der Familie bei unserem Besuch mitgebracht haben, ein Fahrrad, sodass aus 40 Minuten Fußweg zur Schule Zeit eingespart werden kann oder Schulbücher und neue Arbeitsmaterialien für den Unterricht, die für die Familie von Omari eine große finanzielle Belastung darstellen. Und wir durften die Lehrkräfte und die Schule besuchen- ein Vormittag, der uns im Anschluss zu ganz neuen Gedankengängen und Überlegungen angeregt hat.

Mit der Finanzierung des Schulgeldes ist zwar schon ein erster Grundstein gelegt, die Lernbedingungen vor Ort sind aber ein entscheidender Faktor, dass die Bildung auch erlebbar gemacht wird. Während wir in Deutschland auf Metaebenen über didaktische Lernkonzepte und Unterrichtsformen philosophieren und uns über die mangelnde Technikausstattung oder große Klassenstärken beschweren, beginnen die schulischen Lernbedingungen in Tansania an Omaris Schule auf ganz anderen Grundbausteinen. Ein Klassenzimmer, ein paar Holzschemel und wackelige Tische sowie eine Tafel im Klassenzimmer sind alles, was wir vorfinden. Die Wände sind kahl, zum Teil nicht verputzt, Fenster sind nicht überall gegeben und die sanitären Anlagen sowie Kochmöglichkeiten zur kulinarischen Versorgung der Schüler erschreckend.

 

 

Bei den Toiletten sind wir entsetzt – schon der Geruch, der uns entgegen kommt, lässt das Ausmaß erahnen. Modrige grüne Wände, Wasser auf dem ganzen Boden verteilt, fehlende Handwaschbecken und von Seife oder Toilettenpapier ganz zu Schweigen. Die Küche besteht aus zwei Feuerstellen, auf denen in kleinen Töpfen für 450 Schülerinnen und Schüler täglich die kulinarische Versorgung sichergestellt werden soll. Wir fragen uns, wie das in der Praxis aussehen soll.

Die Schulleiterin erklärt uns, dass an der öffentlichen Schule die Regierung lediglich für die Gehälter der Lehrkräfte aufkommt. Der Rest – also Gebäude, Ausstattung und Lernbedingungen – sind wesentlich abhängig von den finanziellen und tatkräftigen handwerklichen Einsatzmöglichkeiten der Eltern. Die Schulgebäude werden in Eigenregie von den Familien konstruiert, ebenso die Toiletten und Kochmöglichkeiten. Die Gelder werden von den knappen Einkommen der Eltern eingezogen – da diese nicht immens sind, wundert uns der Zustand in den Küchen und sanitären Anlagen kaum, erschreckt uns jedoch immens. Die Schulleitung hat große Hoffnungen in uns. Sie weiß, dass wir Omaris Schulgelder bezahlen und erhofft sich, dass wir am besten gleich eine große Summe Geld auf den Account der Schule überweisen, um vor Ort sofort aktiv werden zu können. Dem ist aber nicht so – das Bild, dass man als Europäer automatisch über einen großen finanziellen schier unendlichen  Spielraum verfügt – herrscht so oft in ostafrikanischen Ländern vor, dem wir aber immer wieder widersprechen müssen.

Auch wenn wir jetzt nicht sofort die großen Summen überweisen können, sind wir dennoch voller Tatendrang, die Situation vor Ort langfristig mit unseren Möglichkeiten und Ideen zu verbessern. So machen wir uns bereits über Vereinsgründungen schlau, überlegen, wie wir Spenden sinnvoll sammeln können zum Beispiel aus den Einnahmen eines geschriebenen Kochbuches mit Rezepten unserer Reise oder einem eigenen T-Shirt Design zu unserem Blog. Aus den anfangs erschütternden Zuständen, die uns während unserer Aufenthalte oft bedrückt haben, entsteht vermehrt Tatendrang zur Verbesserung der Lebensumstände vor Ort. Wir sehen in Omaris Schule und dem ausgeprägten Kontakt nach Tansania eine langfristige Aufgabe für uns und werden euch weiterhin auf dem Laufenden halten, wie sich die Ideen und Umsetzungen ausgestalten.

Neben dem Kennenlernen mit Omari haben wir als Volunteere im Nanofilter House in Arusha mitgearbeitet. Herr Hilonga, der Gründer und maßgebliche Initiator des Projektes, tanzt auf vielen Baustellen gleichzeitig. Er ist Dozent an der Universität, betreibt ein eigenes Hotel, verkauft Wasserfilter und betreut eine Biogasanlage. Er hat wirklich viel um die Ohren und da ist es ziemlich klar, dass für manche Dinge die Zeit fehlt. So zum Beispiel die Vermarktung seines Hotels auf Booking.Com, welches aus unserer Sicht großen Verbesserungsbedarf benötigt hatte. Aus den vielen eigenen Aufenthalten in diversen Ländern haben wir beide einen ziemlich guten Erfahrungsschatz, worauf es den potentiellen Kunden ankommt. So haben wir uns vor allem damit beschäftigt, neue Bilder zu machen, den Beschreibungstext zu aktualisieren, Angaben und wichtige Informationen zu liefern sowie innovative Ideen zu geben, wodurch er sich von der Konkurrenz abheben kann. Zugleich haben wir neue Flyer und Business Cards gestaltet und konnten uns hier kreativ ausleben. Für uns war das mal wieder eine ganz neue Erfahrung, sich mit Booking.Com als Hotelbesitzer vertraut zu machen und dies war zugleich auch sehr lehrreich. Wir sind gespannt, wie unsere Neuerungen in der Zukunft die Nachfrage und Auslastung im Hotel steigern wird.

Herrn Hilongas Kinder sind beide in einem Kinderchor in Arusha, der an einem Sonntag in einer Kirche aufgetreten ist. Wir wollten uns diesen kulturellen und musikalischen Einblick nicht entgehen lassen und sind mit dem Dalla Dalla zur International Glory Church Arusha gefahren. Dalla Dallas sind die kleinen Taxisbusse in Tansania, die ganz getreu „Dalla Dalla is never full“ von A nach B im Minutentakt fahren. Alleine die Fahrt ist darin meist ein kleines Erlebnis und Kontaktscheue ist hier fehl am Platz. Gequetscht geht es mit sämtlichen Körpergerüchen in ausgehölten alten klapprigen Kisten über die Straßen Arushas. Wenn man den Gedanken hat, dass spätestens jetzt, wenn wirklich alle Plätze anstandsgemäß gefüllt sind, keine Person mehr zusteigen kann, hat man sich gewaltig getäuscht. Erst dann fängt der Spaß so richtig an und am Ende wird jedes noch so erdenkliche Luftloch gestopft, bis wirklich kein Zentimeter mehr frei zur Verfügung ist. Dalla Dalla Fahrten sind authentisch – aber nicht für jedermann geeignet. Wir sind es mittlerweile gewohnt und haben unsere eigenen Tetristaktiken entwickelt, wo wir am besten sitzen und unser Gepäck verstauen. Learning by doing…

Wir waren – mal wieder – die einzigen hellhäutigen im Gottesdienst, was besonders ein kleiner Junge sehr spannend fand. Er kam immer wieder zu Julia, man könnte meinen die beiden hatten Magnete, und wollte ständig unsere Aufmerksamkeit. Er saß auf dem Schoß, wippte bei den Gesängen mit und hatte sichtlich seinen Spaß. Wir waren beeindruckt, wie aufgeschlossen er sich bei uns einreihte. Der Gottesdienst selbst war unglaublich laut. Wir beide lieben gute Musik und Gesang, jedoch ist die Art von Gesang und Lobpreis nochmal eine ganz andere, als wir es aus Deutschland gewohnt sind. Gefühlt tausendfach wiederholend, jubelnd bis schreiend wird nach Gottes Liebe und Beistand gesungen, überdimensional laute Mikrophone sorgen dafür, dass bis ins hinterste Kircheneck der Letzte an den Lobpreisungen Teil hat und so mancher Predigtimpuls wirkte für uns eher abschreckend. Nach guten zwei Stunden verschiedener Gottesdienst Ablaufpunkte war es dann endlich so weit und wir konnten dem Kinderchor lauschen. Das war beinahe Balsam für die Ohren, denn im Vergleich zum vorherigen Gesang kam nun etwas Ruhe und Harmonie in die vollgefüllte Kirche. Insgesamt sind die Gottesdienstbesuche in den ostafrikanischen Ländern für uns immer wieder spannend, wenngleich auch etwas befremdlich. Die komplette Identifikation mit den Predigtinhalten und Riten fällt uns immer noch etwas schwer, aber die Toleranz schafft mit der Zeit die unterschiedlichen christlichen Auslegungen in den Ländern als interessant und kulturelle Differenz anzunehmen.

An einem weiteren für uns freien Tag machen wir einen Abstecher zum German Boma. Boma bedeutet auf Suaheli Haus. Es ist eines der wenigen Hinterlassenschaften, das auf die deutsche Kolonialzeit in Tansania hinweist. Das German Boma gibt Einblicke in die damalige Zeit, beherbergt zugleich ein Naturkundemuseum und eine riesige Galapagos Schildkröte, der wir ganz nahe kamen.

Direkt daneben ist die Via Via Künstlerwerkstatt beheimatet. Dort konnten wir den Künstlern bei ihrem Arbeitsprozess direkt über die Schultern schauen und uns von den vielen Farben, Kunststilen und Gemälden verzaubern lassen. Ganz ohne Andenken konnten wir hier nicht gehen und wir hatten Glück, dass wir direkt mit dem Künstler vor Ort über Preise und Verschiffungsthematiken verhandeln konnten.

Mittlerweile sind unsere Gemälde schon in Deutschland, zwar auf Umwegen, aber immerhin am Ziel. Absprachen und Kaufpreise waren in den bisherigen Ländern beim Kauf von Kunstgemälden kaum eine Schwierigkeit – in der Via Via Kunstgalerie gab es leider Kommunikationsprobleme, die wir im Nachhinein zum Glück halbwegs verträglich lösen konnten.

Ein weiteres künstlerisches Highlight ist das Cultural Heritage in Arusha. Hier ist eine enorm riesige Kunstszene mit Künstlern aus ganz Afrika vereint, die ihre unglaublich riesigen und beeindruckenden Kunstwerke ausstellen und verkaufen. Das Niveau dort vor Ort hat uns extrem begeistert und zum Staunen gebracht. Wie realistisch und gar nahezu einem Foto identisch die Tierwelt Afrikas hier auf Leinwänden präsentiert wird, haben wir selten so erlebt. Wir haben mehrere Stunden in der Ausstellung verbracht und wurden von einem freundlichen Mitarbeiter bei Nachfragen immer wieder über die Idee und Art und Weise der Darstellung aufgeklärt. Ganz nebenbei haben wir auch die Preise für das ein oder andere Gemälde erfahren. Hier gibt es nach oben wirklich keine Grenzen und so sind bis zu 180.000 Dollar für ein Kunstwerk keine Seltenheit. Das hat unsere Geldbeutel dann doch etwas in Schockstarre versetzt, dennoch waren wir erfüllt von so viel künstlerischer Energie und Leidenschaft und haben den Anblick umso mehr genossen.

Eine weitere Kunstaustellung liegt recht versteckt im Wald. Der „Themi Living Garden“ ist ein Zusammenschluss aus mehreren Künstlern, die in der grünen Lunge von Arusha ihr künstlerisches Domizil und Zuhause gegründet haben. Unter Blättern im angenehmen Schatten präsentieren sie hier ihre verschiedenen Kunstwerke und Gemälde. Noch dazu kochen eifrige Frauen landestypische Spezialitäten und verwöhnen uns mit leckeren Gemüsegerichten. Wir haben den Besuch dort als einen Ausflug in eine Oase erlebt – grün, schattig und einzigartig.  

Neben extrem vielen Künstlern hat uns Tansania auch mit seinen leuchtend funkelnden blauen Tanzaniten in den Bann gezogen. Im Tanzanite Museum haben wir eine private Führung über den Abbau, die Gewinnung und Verarbeitung dieses kostbaren Kristalls erhalten. Den Tanzaniten gibt es nur in Tansania und er wird aufgrund seiner geringen Verfügbarkeit als besonders wertvoll eingeschätzt. Die Farbe erinnert uns an einen blauen Saphir und die verschiedenen Qualitäten und Verarbeitungsweisen funkeln uns direkt an. Es gibt blaue und violette Tanzanite in unterschiedlichen Schleifgraden und beim Preislimit sind wie immer keine Grenzen gesetzt. Gut, dass unsere Reisekasse diesbezüglich etwas begrenzter ist, sonst wären wir vielleicht noch schwach geworden.

Arusha selbst ist eine recht touristische Stadt, das liegt aber vor allem an der Nähe zum Kilimandscharo und den nah angrenzenden Nationalparks. Von Arusha aus starten so ziemlich alle Safaris und so begegnen wir immer wieder internationalen Gästen. Während unserer freien Zeiten halten wir uns gerne in verschiedenen Cafés auf, auch weil es dort oftmals stärkeres WLAN gibt als in unserer Unterkunft. So versuchen wir an der Website weiter zu arbeiten, Recherchen zum Land und Ideen für Ausflüge zu suchen. Manchmal ist es ehrlich gesagt schon ziemlich schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Den Volunteer Tätigkeiten hinterher zu kommen, alle Ereignisse zu verarbeiten mit den verschiedenen Kontrasten, die uns während unserer Zeit begegnen und die Artikel für die Website zu verfassen. Und dabei sind wir oft noch auf der Suche nach stabilem WLAN und kämpfen mit Stromausfällen, die unvorhergesehen und für mehrere Stunden andauern. Man kann sich zwar an vieles gewöhnen, aber Stromausfälle und kaum vorhandenes WLAN fordern unsere Geduld immer wieder aufs Neue heraus.

Um strapazierte Nerven wieder zu besänftigen, gönnen wir uns zum Ende unseres Aufenthaltes einen Nachmittag im „Gran Melia“. Es ist ein edel und luxuriös angelegtes 5 Sterne Hotel in Arusha, bietet einen grandiosen Blick auf den Mount Meru und die Spa Landschaft und hat eine reichliche Auswahl an leckeren Gaumenfreuden. Wir fühlen uns mit unserem Cappuccino und einem Riesenmacaron sowie einem Schokoladenkuchen auf der Dachterrasse beinahe wie in Frankreich – zumindest kulinarisch gesehen und genießen den Nachmittag fernab von unserem Volunteer Alltag und den vielen neuen Erlebnissen sehr. Wir brauchen auch manchmal den Abstand, um die Geschehnisse und kontrastreichen Eindrücke zu reflektieren und darüber gemeinsam zu sprechen.

Auch die Tansanianische Art und Weise der Ticket Buchung hat sich im Nachhinein als mittlere Katastrophe herausgestellt. Am Abend zuvor hat uns noch Eligard erinnert, dass wir beim Busanbieter unsere Fahrt bestätigen sollen. Das alleine hat uns schon etwas verwundert – wir dachten, wenn wir Tickets für die Fahrt erhalten haben, wird diese auch stattfinden. Da haben wir wohl insgesamt etwas zu kurz gedacht. Na gut, wir haben anständig über Whatsapp unsere Fahrt bestätigt und darum gebeten, dass die Fahrt nach Daressalam uns auch im Gegenzug bestätigt wird und die Mitnahme im Bus garantiert ist. Darauf kam nicht sonderlich viel als die wohl bekannten blauen Haken. Auch wenn wir schon beim Ticketkauf ein mulmiges Gefühl hatten ahnten wir noch nicht, wie der nächste Morgen starten sollte. Ein Fahrer von Herrn Hilongas Hotel holte uns pünktlich ab im international Timing Verständnis. Überpünktlich kamen wir zum Busbahnhof und sahen eine Reihe von Bussen stehen, die alle irgendwie gleich aussahen. Zum Glück kam uns ein Mitarbeiter des Unternehmens zu Hilfe – welche sich im Nachhinein als ziemliches Chaos entpuppte. Er meinte, dass wir noch etwas im Ticketoffice checken müssten. Gesagt – getan – der Gang dorthin endete in auf Swahili wilden Gesprächen, beunruhigten Telefonanrufen bei Mitreisenden, da die Nummern der Mitreisenden unserer Route alle fest eingespeichert waren.. auf Nachfragen gab es natürlich gar kein Problem. Hakuna Matata – das ist alles, was wir dann zu hören bekamen. Wir können es uns nur so erklären, dass die Dame im fraglichen chaotischen Ticketoffice es versäumt hatte, der Zentrale unsere Daten und Datum der Abreise sowie die Buchungen mitzuteilen und der Bus letztlich überbucht war. Wir konnten in dem Moment nichts tun als dem Geschehen ein passiver Teilnehmer zu sein – und das macht in solchen Situationen manchmal schon nervös und genervt bis gereizt. Wenn man auf Nachfragen, was das eigentliche Problem ist, was ganz offensichtlich trotz der Sprachbarrieren auf der Hand lag, keine Antwort bekommt, kann man schon mal unangenehm werden. Letztlich hatten wir wohl das Glück, dass zwei der Passagiere telefonisch erreicht werden konnten und diese sich wohl für eine andere Busfahrt entschieden hatten bzw. unseren gewählten Bus nicht in Anspruch genommen haben. Nach der ganzen Aufregung ging es für uns dann 12 Stunden lang durch die Prärie Tansanias, vorbei an trockenen Steppen, grünen Bergketten und am Ende durch das Großstadtchaos von Daressalam. Die Stadt ist innerhalb weniger Jahre zur Megacity herangewachsen und sprichwörtlich explodiert. Der Verkehr ist schleppend, bis wir die Endstation müde und durchgeschüttelt erreichen.

Dank einer Mitfahrerin, die das Busunternehmen gut kennt, erhalten wir einen offiziellen vertrauenswürdigen Taxifahrer, der uns zu unserer Unterkunft in Daressalam fährt. Aus verschiedenen Reiseberichten und in unserem Apartment selbst bekommen wir von einem reisenden Deutschen bestätigt, dass es viel zu häufig zu Überfällen und Ausraubaktionen bei Touristen von angeblichen Taxifahrern gibt. Seine Geschichte selbst lässt uns schaudern und wir sind froh, dass wir hier vorsichtig waren. Es gibt eben wie in jedem Land ein paar Regeln zu beachten – und wenn es nur die ist, ausgewiesene offizielle Taxifahrunternehmen mit einem gelben leuchtenden Schild und einer Zuordnungsnummer zu nehmen. Daressalam selbst besichtigen wir am Tag unseres Abfluges nicht – die Busfahrt und eine ziemlich laute Partynacht neben unserer Unterkunft, die zu kaum Schlaf geführt hatte, lassen uns den Tag entspannt angehen und weiter an privaten Projekten arbeiten. Am Abend fährt uns unsere Vermieterin dann an den nah gelegenen Flughafen und wir verlassen Tansania.

Nach drei Wochen Tansania haben wir verschiedene Eindrücke erhalten und das Land noch einmal auf eine ganz neue Art und Weise kennen gelernt. Und wir sind uns beide einig, dass dies wohl nicht der letzte Besuch war. Gerade vor dem Hintergrund unseres Schulprojektes sehen wir hier ein langfristiges Engagement. Tansania hat uns in den Bann gezogen – stärker und intensiver, als wir uns jemals hätten vorstellen können. Und wir sind gespannt, wie unsere Projekte vor Ort sich in Zukunft entwickeln werden.

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