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Ruanda – Wir entdecken das Land der 1000 Hügel

Unser zweites Land, das wir während unseres Sabbaticals besuchen, ist Ruanda. Im Voraus haben wir über Ruanda schon einiges gehört. Gerade im Vergleich zu Uganda sei die Vegetation, das Klima, die Infrastruktur und Entwicklung sowie der politische Antrieb ein deutlicher Unterschied. Wir lassen uns überraschen und verlassen Uganda nach sieben Wochen an der Cyanika/ Kyanika Border und betreten Neuland. Eine neue Organisation, ein neuer Visa Stempel, eine neue Landessprache, eine neue Zeitzone und viele neue Gesichter und Erwartungen an uns. 

Unsere Fahrt vom Grenzübergang nach Rubavu dauert gute zwei Stunden. Auf dem Weg dorthin passieren wir eine grüne, terrassenförmig angelegte Hügellandschaft, lassen den Volcanos Nationalpark im Norden an uns vorbeigleiten und erhaschen erste Einblicke in die Architektur der Gebäude, warten wider Erwarten vergeblich auf Holperpisten oder Bremsboller und sind von der Einhaltung sämtlicher Geschwindigkeitsregelungen und Verkehrsvorschriften positiv überrascht. Gefühlt im Kilometerabstand posieren attraktive Littfassäulen mit integrierter Kamera oder sympathisch wirkende Polizeibeamte mit einer Laserpistole. Im Gegensatz zu Uganda ist hier die Überwachung der Straßenverhältnisse exorbitant hoch und lässt keinen Grund zur Sorge aufkommen, dass brenzlige Verkehrssituationen eintreten könnten. Am Straßenrand überholen wir viele Taxifahrräder, die im Vergleich zu den Boda Bodas, die hier „Motos“ genannt werden, eher überwiegen. Wir haben beide großen Respekt vor den athletisch durchtrainierten Fahrern dieser Räder, die sich geschmeidig mit zusätzlicher Beladung oder einer weiteren Person auf dem Gepäckträger die Serpentinen hinaufschlängeln. Bergab geht es mit den Rädern dafür umso rasanter und wir fragen uns insgeheim, wie zielsicher und schnell die Bremsen der nicht mehr ganz so modernen Räder die Geschwindigkeit abfangen können. Teilweise wird auch schon mal die Schuhsohle zur Geschwindigkeitsreduktion herangezogen. Dennoch scheint es zu funktionieren, denn Unfälle haben wir keine gesehen.

Auf den Landstraßen herrscht Tempolimit 60 und so geht es beschaulich durch die Hügellandschaft zu unserem Ziel. Auf knapp 1700 hm gelegen, erreichen wir unser Apartment und merken schnell, dass die Höhe deutliche Auswirkungen auf die Temperaturen hat. Es ist deutlich kühler und Regenschauer suchen uns auch bedingt durch die Regenzeit fast regelmäßig am Nachmittag auf. Wäsche waschen, was wir wieder mit der Hand praktizieren, und trocknen kann hier schon einmal insgesamt bis zu drei Tagen dauern. Es weht häufig ein leichtes Lüftchen, das die Sonnenstrahlung nicht so intensiv wirken lässt und zum Teil auch abends recht kühle Temperaturwahrnehmungen provoziert. Gerade nach den Regenschauern und regelmäßig begleitenden Stromausfällen reduziert sich die Temperatur deutlich. So haben wir hier meist zwischen 23 Grad bis 18 Grad im Minimum und halten mit den spätsommerlichen Herbsttemperaturen in Deutschland ganz gut mit.

Neben unserem Einsatz an der Schule und der dazugehörenden Autowerkstatt sind wir vor allem am Wochenende viel unterwegs, um das Land noch besser kennen zu lernen. Unser Apartment ist durch seine Nähe zum 8 Kilometer entfernten Kivusee sehr günstig gelegen, um landschaftlich spannende Touren zu unternehmen. Der auf 1461 hm gelegene Kivusee grenzt sowohl an den nah gelegenen Kongo als auch an Ruanda und erstreckt sich auf eine Länge von insgesamt 89 Kilometer. Entsprechend viele Küstenabschnitte, angrenzende Städte und Ausblickspunkte gilt es für uns in den 3 Wochen zu erkunden. 

Was wir für uns beide ausgeschlossen haben ist ein erfrischendes Bad im See. So schön und verlockend das Wasser zum Teil glitzert und mit dem Angebot heißer Quellen oder Badebootstouren Werbung macht, so sehr ist es uns an unserer eigenen Gesundheit gelegen und die Gefahr einer Bilharzioseinfektion für uns zu groß. Zu oft haben wir aus verschiedenen Quellen von den übertragenen Würmern und deren krassen gesundheitlichen Auswirkungen gehört, dass wir das Wasser lieber nur als Nichtschwimmer betrachten und genießen. Bei vielen Einheimischen führt das zum Teil zu Unverständnis und hätten wir uns im Voraus darüber nicht informiert, wirkt ein Bad im See wie eine Selbstverständlichkeit an den öffentlichen Stränden des Kivusees.

Am ersten Wochenende begeben wir uns auf eine kleine Wanderung am Ufer des Sees. Von Gisenyi aus geht es an Teerstraßen entlang südlich in Richtung Kigufi. Um nicht an Kondition und Ausdauervermögen zu mangeln, beschert uns die Straße immer wieder neue Auf- und Abstiege, die mit tollen Aussichtsmöglichkeiten auf den See belohnen. Am Tag unserer Wanderung haben wir am Vormittag Glück mit dem Wetter und schwitzen nicht schlecht, um den Weg zu Fuß zurück zu legen. Nach knapp 2 h Wanderung gelangen wir zum Paradis Malahide Resort, welches idyllisch gegenüber der Halbinsel mit ihren Nyamyumba Hot Springs gelegen ist. Strohsonnenschirme spenden am Seeufer schatten und typisch traditionelle ruandische Küche füllt den hungrigen Magen von uns beiden.

Das Resort bietet zudem einen Bootsshuttle Service an, den wir spontan für den Rückweg buchen. Auf einem kleinen überdachten bunten Fischerboot mit Motorenantrieb geht es für uns beschaulich über den Seeweg nach Gisenyi zurück. Wir fahren gut 1 h mit dem Boot und relativ weit entfernt von der Küste, da wir einen Zwischenstopp an einer der Methan Gas Zapfstellen einlegen. Das Kraftwerk KivuWatt mit seinem vom Küstenufer gut sichtbaren 25 Meter hohen Turm pumpt das CO2 und methanhaltige Wasser aus 320 Metern Tiefe hervor, um einen Gasausbruch zu vermeiden und gleichzeitig den stetig wachsenden Methanvorrat aktiv zu nutzen. Es ist eine recht große Plattform, die uns stolz von unserem Bootsfahrer präsentiert wird.

Ein wenig müde von unserer Tour und entspannt vom sanften Schaukeln des kleinen Fischerbootes kommen wir in Gisenyi wieder an und machen uns auf den Rückweg.

Am nächsten Tag heißt es für uns noch einmal, die sportliche Kondition unter Beweis zu stellen. Wir mieten uns zwei Mountainbikes und wollen eine Teilstrecke des Kongo-Nile-Trails als Tagesausflug zurücklegen. Im Voraus haben wir viel darüber gelesen, den Trail innerhalb von 4 Tagen mit dem Rad mit verschiedenen Zwischenübernachtungen zu fahren, haben uns aber in Anbetracht der Zeit für eine Tagestour entschieden. So starten wir direkt in der Früh mit unseren Rädern und fahren zunächst wieder die bekannte Strecke vom Vortag mit den Rädern entlang – wie viel schneller und mit welcher Leichtigkeit wir zunächst voran kommen! Wir lassen das Paradis Malahide Resort bereits nach 20 Minuten links liegen und fahren motiviert weiter, bis wir zum eigentlichen Einstieg in den Kongo-Nile-Trail hinter der am Kivusee gelegenen Heineken Brauerei gelangen. Der Weg schlängelt sich weiterhin direkt am See entlang auf der Teerstraße, die zum Glück nur vereinzelt von Autos aufgesucht wird und wir so recht unbeschwert mit dem Rad nutzen können. Was uns viel mehr irgendwann Kraft kostet sind die ständigen Anstiege. Kaum hat man einen Hügel bezwungen und die luftige Abfahrt genossen, wartet schon der nächste Berg auf einen. Es ist ein ununterbrochenes Bergauf- und Bergab und lange Verschnaufspausen auf Geraden eine Fehlanzeige.

Wir spüren unsere brennenden Beine und das Pumpen in unserem Brustkorb. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt sind wir auf dem Weg unaufmerksam und folgen ohne auf Google Maps gewohnt der geteerten Hauptstraße einen steilen Berg herab – der sich als eine Halbinsel und Methangaszapfstelle herausstellen sollte und für uns „Endstation – alles wieder mühsam bergauf zurück“ bedeutete. Wir waren sichtlich begeistert über diesen zusätzlichen Hügel und waren zugleich gespannt, wohin der mehr als Seitensträßlein abzweigende Weg an der Kreuzung uns führen würde. Viele andere Möglichkeiten bot die Stelle, an der wir falsch abgebogen waren, nämlich nicht. Die kleine Straße entpuppt sich nach wenigen Metern nur noch als Schotterpiste, die in ein Dorf namens Busoro führt.

Dort oben angekommen erwartet uns die einheimische Bevölkerung, die gerade zum Großteil in den Mittagessensvorbereitungen steckte und uns interessiert begutachtete. Auch hier beschleicht uns immer wieder das Gefühl, als kämen wir vom Mond und nicht von dieser Welt. Wir winken freundlich und haben das Ziel, ein ruhiges schattiges Plätzchen für eine Verschnaufspause aufzusuchen. So schieben wir unsere Räder über kleine Trampelpfade durch das Dorf aus dem Zentrum heraus und werden bereits zu diesem Zeitpunkt von einer Kinderschar ins Visier genommen und „verfolgt“. So finden wir beide zwar nach ein paar Minuten einen idyllisch gelegenen Rastplatz, von Ruhe und Entspannung ist in dieser Umgebung allerdings keine Rede. Die Kinder gesellen sich anfangs noch mit etwas Abstand zu uns, beäugen uns kritisch und verfolgen jeden Schritt und Tritt. Jeder Handgriff könnte eine Bewegung in Richtung Geldbeutel verdeutlichen und wäre aus Sicht der Kinder eine richtige Tat. Gewieft kommen sie uns immer näher, wollen Fotos mit uns, die Räder schieben oder gefühlt auf unserem Schoß sitzen. Die Ermahnung der erwachsenen Einheimischen, Distanz zu wahren verläuft nach wenigen Sekunden dann meist wieder im Sand.

So überkommen uns gemischte Gefühle – von Verständnis für die verzweifelte Lage und Situation der Kinder und deren Konsequenz um Geld zu betteln bis hin zu Genervtheit und Anspannung aufgrund der immer wieder von Mitgliedern der Schule gewarnten Gefahr, dass man von den Kindern gezielt beraubt werden kann. Es ist eine verzwickte Situation, die uns in Ruanda besonders häufig begegnet. Egal wo – sei es in der Stadt, auf dem Weg von der Schule zum Apartment oder bei unseren Unternehmungen auf Wanderungen oder Fahrradtouren. Es spielt sich immer wieder die gleiche Szene ab und Kinder vorwiegend im Alter von 4 bis 12 Jahren begrüßen uns zunächst noch, wenn wir Glück haben, mit „Good Morning“, bevor sie im zweiten Atemzug „Give me money“ sagen. Das Wort „sagen“ ist hier zum Teil nicht mit der Tonlage der Kinder angemessen ausgedrückt. Es ist vielmehr ein sehr selbstbewusstes, forderndes und mit keiner Wimper zuckendes Einfordern von Geld, als sei es eine Selbstverständlichkeit, dass die Muzungus wandelnde Geldmaschinen sind. Es scheinen unter diesen Kindern die einzigen Worte englisch zu sein, denn sobald wir versuchen mit den Kindern auf englisch zu sprechen, sehen wir nur noch große Fragezeichen und Enttäuschung und Unverständnis, wenn wir nicht mit den Geldscheinen wedeln.

Nach unserem Stopp entscheiden wir, uns auf den Rückweg zu machen. Der Kongo Nile Trail verlässt ab Busoro die Küstenregion und geht steil auf Schotterwegen in das Landesinnere hinein. Wir setzen uns dafür ein neues Ziel auf dem Heimweg – das Palm Beach Resort – welches wir am Vortag schon vom Boot aus erspähen konnten und einen sehr grünen gepflegten Eindruck auf uns gemacht hat. Mit der Aussicht auf ein leckeres Mittagessen bezwingen wir die Hügel zurück in Richtung Gisenyi und genießen die Ausblicke auf den See. Am Palm Beach Resort angekommen werden wir freundlich empfangen und landen in einer Oase aus Schatten spendenden Palmen, einem weitläufig angelegten Garten und lauschigen Sitzecken direkt am Seeufer. Wir verweilen eine recht lange Zeit an diesem Ort der Ruhe und machen uns am Nachmittag langsam wieder auf den Heimweg.

Einen letzten Zwischenstopp kurz vor unserem Ausgangspunkt legen wir im Tam Tam Beach in Gisenyi ein. Es ist ein hipper neu angelegter Strand mit einem kleinen Restaurant, Musik und vielen Booten am Ufer, die uns mehrmals zu einer Tour auf dem See überzeugen wollen. Auf Abend zu wird die Sonne immer goldener und bietet mit den vereinzelten Wolkenformationen am Himmel immer wieder malerische Farbspiele, bis sie orange hinter den kongolesischen Bergformationen unter geht.

Nicht nur auf sportliche Weise entdecken wir das Land,  sondern auch die in Rubavu ansässige Pfunda Tea Company reizt uns mit einer privaten Teetour über ihre Plantagen und durch das Fabrikgebäude. Wir bekommen die Möglichkeit, mein einem Mitarbeiter die endlos langen und sich über mehrere Kilometer Anbaufläche erstreckenden Teeplantagen zu besuchen und dürfen selbst Hand anlegen. Nachdem uns ein seit 15 Jahren routinierter Plaquer die Technik des Erntens der perfekten Teeblätter erklärt und demonstriert hat, sind wir an der Reihe mit Pflücken. Dass die Einheimischen bei unserem Anblick ein dickes Grinsen im Gesicht hatten, demonstriert wohl unser anfängliches „Geschick“ bei der Ernte. Wir brauchen ewig bei der Auswahl der qualitativ besten Blätter, finden uns im Blattwerkgestrüpp der Teepflanzen nicht ganz zurecht und zupfen jedes Blatt gefühlt mit besonderer Vorsicht. Die routinierten Teepflücker legen dagegen ein ganz anderes Tempo an den Tag. In Windeseile lassen sie ihre Finger geschickt über die Pflanzen rasen und grasen dabei in einem rasanten Tempo die Teepflanzen ab. Wir fragen uns dabei, wie die Arbeiter eine so schnelle Augen-Hand-Koordination beherrschen und sind fasziniert. Eine Weile dürfen wir selbst unser Glück versuchen und ernten am Ende eine kleine Hand voll Teeblätter.

Wir kommen mit den Arbeitern ins Gespräch und fragen neben vielen Themenpunkten auch nach dem Einkommen, Arbeitszeit und den Arbeitsbedingungen. Es ist ein aus unserer Sicht sehr anstrengender Job – bereits früh am Morgen beginnen die Plaquer mit ihrer Arbeit, sind zum Teil bis abends auf den Feldern und erhalten pro gepflücktes Kilo Blätter gerade einmal 5 Cent umgerechnet. Ein erfahrener Plaquer erntet pro Tag im Schnitt um die 50 Kilogramm Teeblätter, wenn es gut läuft. Mit einem Tageslohn von 2,50 Euro und den verhältnismäßig hohen Lebenskosten in Ruanda ist es uns ein Rätsel, wie die Leute über die Runden kommen.

Nach dem Einblick auf den Teeplantagen geht es direkt weiter in die Pfunda Teefabrik. Wir werden in die verschiedenen Arbeitsschritte der Teeproduktion eingewiesen und dürfen uns jede Maschine einzeln genau unter die Lupe nehmen. Den Weg des frischen Teeblattes bis hin zur Abfüllstation in Beutel oder offene Teetüten mitzuverfolgen finden wir sehr aufschlussreich und interessant. Dabei werden uns immer wieder verschiedene Zubereitungsverfahren und Unterschiede hinsichtlich des weißen, schwarzen oder grünen Tees erklärt, die alle aus der gleichen Grundpflanze gewonnen werden. Abschließend gibt es noch eine Teeverkostung, bevor die informative Tour nach insgesamt zwei Stunden endet.

Nach dem Einblick in die Pfunda Tea Company bekommen wir durch Buntu, den Chef der German Expert Garage, die Möglichkeit eine private Kaffeefarm zu besuchen. Wir fahren zu dritt in das Hinterland Gisenyis und landen wie bei unserer Fahrradtour im kleinen Dörfchen Busoro und treffen auf einen bekannten Kaffeefarmer von Buntu. Er führt uns stolz in seine Kaffeeplantage, die sich in die Hügel bergauf hinein erstreckt.

Zwischen den Kaffeebäumen, die vereinzelt mit hellgrünen Kaffeebohnen bestückt sind, finden sich immer wieder Bananenbäume, Erbsensträucher und Zuckerrohrstangen. Es sei für den Farmer wirtschaftlich sinnvoller, einen Mix aus verschiedenen Agrarpflanzen anzubieten, um saisonschwache Erntezeiten über das Jahr hinweg auszugleichen. So ist gerade keine Erntezeit für Kaffeebohnen, sondern erst ab Februar für etwa 3 Monate insgesamt. Den Rest des Jahres muss der Farmer also einen finanziellen Ausgleich finden, um seine Familie ernähren zu können. Während unserer Tour haben wir viel über die Qualität der Bohnen gelernt, durften selbst die Bohnen im Rohzustand kosten und uns den Weg von der geernteten Bohne bis zu uns nach Deutschland in die Supermärkte erklären lassen.

Im Anschluss hat uns Buntu in ein Lokal der Einheimischen entführt, in dem fangfrischer Tilapia vor unseren Augen zubereitet wurde. Der Fisch atmet sogar noch, als wir ihn bei der Verkäuferin auswählen. Nachdem der recht karpfengroß ähnliche Fisch ausgenommen ist, kommt er auf den Grill. Serviert werden uns dazu Pommes und frittierte Bananen – Besteck Fehlanzeige. Stattdessen erfahren wir, dass es typisch sei, den Fisch mit den Fingern komplett von den Gräten zu befreien und zu essen. Es fühlt sich für uns zunächst noch etwas seltsam an und wir sind zu Beginn auch noch etwas unbeholfen, den Fisch mit den Händen zu zerlegen, arbeiten uns aber Stück für Stück voran und haben mit Buntu ein gutes Vorbild. Der Fisch selbst ist sehr zart und das Fleisch schmeckt uns beiden gut. Auch die frittierte Kochbanane gibt dem Essen einen ganz besonderen Geschmack, der sich von dem der Pommes doch ein wenig unterscheidet. Essen bei den Locals – eine spannende und kulinarische Erfahrung, die im normalen Touristenmodus den meisten verborgen bleibt.

Auf das Fettige folgt das Süße. Ganz zum Abschluss der Tour machen wir einen Stopp im Café Migano in Gisenyi. Es bietet eine große Bandbreite an frisch gemixten Smoothies, Kaffee in verschiedenen Variationen und eine reichhaltige Auswahl an Menüs. Außerdem backt das Café täglich frisch und bietet leckere Kuchen, Muffins und Waffeln an, die wir uns während unserer Zeit immer mal wieder gegönnt haben.

Das Wochenende darauf nutzen wir für einen längeren Tagesausflug. Über Kontakte zu den Lehrkräften und Recherche im Internet organisieren wir uns einen Fahrer, der mit uns gemeinsam nach Kibuye südlich von Gisenyi am Kivusee fährt. Der Ort ist bekannt für seine vielen nah gelegenen Inseln, die alle unterschiedlicher nicht sein könnten und am besten natürlich mit einem Boot erkundet werden können. Wir buchen bereits im Voraus eine sechs Insel Tour und haben die Möglichkeit, bei vier Inseln einen Stopp zu machen und diese jeweils zu erkunden.

Wir – Alex, Julia, Peter, Anasy unser Fahrer und Claude unser Bootsführer, starten am Vormittag auf den See und legen als erstes an der bekanntesten der Inseln an: Der Napoleon Island. Sie ist mit die größte und höchste Insel, die nach einem kurzen, aber steilen Aufstieg einen gigantischen Blick auf den glitzernden See und die umliegenden Inseln bietet. Wir haben das Glück, dass wir völlig alleine am Gipfel die Ruhe und das Panorama genießen können.

Auf dem Rückweg wird es in den Bäumen immer lauter – ein schnatterndes, schimpfendes und beinahe tosendes Geräusch kommt uns immer näher und nach ein paar Metern sehen wir die Ursache. Unzählig viele Flughunde sind in den Bäumen, schauen uns mit ihren kopfüber herabhängenden Köpfen und golden blitzenden Augen an und verteidigen ihr Revier lautstark. In einer solchen Nähe und Vielzahl haben wir das vorher noch nicht erlebt. Zurück im Boot geht es direkt weiter zur nächsten tierischen Insel –  Monkey Island. Der Name ist Programm und schon nach wenigen Schritten auf dem Land erspähen wir erste Äffchen in den Baumwipfeln und am Boden. Sie sind überwiegend recht scheu, gerade die Jungtiere beobachten uns aus einigen Metern Entfernung. Die älteren Tiere entdecken die mitgebrachten Minibananen von uns und kommen unter großer Vorsicht für eine kurze Futterverköstigung bei uns vorbei, ehe sie ihr Mahl in sicherem Abstand von uns verputzen.

Nach den vielen tierischen Aufeinandertreffen machen wir einen Stop auf der Peace Island. Diese ist landschaftlich sehr idyllisch und lädt uns zu einer kleinen Pause ein. In das Wasser ragt ein von der Insel aus wachsender Baum mit starken Verästelungen und der Möglichkeit einer einmaligen Perspektive auf den glitzernden See. Wir zögern nicht lange und machen es uns auf den bekletterbaren Baumstämmen gemütlich.

Den letzten Abstecher machen wir auf die Farming Island, auf der Bananen für das berüchtigte Bananenbier Ruandas angepflanzt werden sowie Mais, Bohnen und Macadamiabäume sowie weitere verschiedene Pflanzen. Es ist das erste Mal, dass wir beide den Ursprung der Macadamianuss sehen. Zwei weitere Inseln lassen wir noch auf dem Rückweg an uns vorbeifahren, unter anderem die Prison Island. Hier wurden in früheren Zeiten unverheiratete schwangere Frauen ausgesetzt und zum Hungertode verurteilt. In der herrlichen Landschaftsumgebung und dem glitzernden blauen See bei Sonnenschein ist diese traurige Vergangenheit für uns kaum vorstellbar.

Nach einer gut dreistündigen Bootsfahrt kommt wieder Festland in Sicht, welches mit einigen Hotelresorts und privaten Villen am Seeufer hervorsticht. Auf unserem Rückweg nach Gisenyi machen wir noch einen kurzen Abstecher zu einem Wasserfall, der aus der grünen Hügellandschaft hervorschießt und ins Tal hinabläuft. Er ist umrahmt von terrassenförmig angelegten Hügeln und erscheint aus dem Nichts in einer der vielen Serpentinen der Straße. Die Kulisse ist ein schöner Abschluss des Tages und bietet einen tollen Ausblick auf das Land. 

Die 1000 Hügel sind hier wahrhaftig keine Lüge, sondern gefühlsmäßig noch eine Untertreibung in Anbetracht der vielen Aufs- und Abs, Serpentinen und magenherausfordernden Steigungen und Gefällen. Abends kommen wir wieder in Gisenyi nach einem langen erfüllten Tag voller neuer Eindrücke und Erlebnisse an.

Während unserer gesamten Zeit in Ruanda lernen wir das Land und seine Vielfalt kennen.  In den kommenden Artikeln erfahrt ihr mehr über unsere Arbeit vor Ort und den Kontakt zu den Einheimischen vor Ort. 

 

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