Ein Highlight jagt das Nächste, doch dieses Mal steht eine ganz besondere Reise vor uns. Wir machen eine Safari in den Murchison Falls Nationalpark in Uganda. Am Mittwoch Vormittag beginnt unser Trip und unser Fahrer Soul hat uns an unserer Organisation „We care for them“ abgeholt. Von nun an liegen knapp 300 km Wegstrecke vor uns und wer schon einmal in afrikanischen Ländern mit dem Auto unterwegs war, der kann sich grob erahnen, dass unsere Fahrt alleine zum Park ein kleines Abenteuer wird. Unser Van ist zum Glück mit guter Beinfreiheit versehen und besitzt im Vergleich zu den öffentlichen Taxibussen eine anständige Federung, die die Gratismassagen und Schleudersitzgefühle bei sämtlichen Straßenlöchern oder Geröllpisten halbwegs im Griff hält. Während in Deutschland zumeist geringste Straßenrisse zeitnah beseitigt werden, wird hier einiges an Fahrkünsten und Geschick zum Fahren zwischen ausgewaschenen Straßenfurchen, überdimensionalen tiefen Straßenlöchern und ganzen fehlenden Asphaltschichten abverlangt. Der Linksverkehr ist für uns im übrigen immer noch recht ungewohnt. Auf dem Weg zum Nationalpark durchfahren wir immer wieder verschiedene Dörfer und auch mal größere Städte. Straßenschilder oder gar Verkehrsregeln sind hier nach unserem europäischen Verständnis eher eine Rarität. Hier gilt viel mehr: „Survival of the most creative driver skills“. Weiterhin begegnet uns immer wieder das Bild der Armut im Land selbst. Zum Teil hausen die Menschen am Straßenrand in Holzgestellen, die mit zusammengestückelten Plastikplanen notdürftig überzogen sind und den Wetterverhältnissen aus Starkregen und extremer Sonneneinstrahlung kaum Widerstand leisten können. Wir erkennen auch Unterschiede in der Architektur. Da unser Weg uns weg von der Metropolregion Kampala führt, haben wir auch das Gefühl, dass der Lebensstandard eher sinkt. Sobald unser Van aufgrund des Verkehrs in Städten stoppen muss, werden wir von Verkäufern an den Fenstern unseres Autos überrannt, die uns verschiedene Fleischspieße, Kochbananen oder geschnitzte Holzkünste verkaufen wollen.
Während diese Eindrücke an uns vorbeirauschen und die Natur immer grüner und savannenartiger wird, haben wir nach 5,5 h Fahrt unser erstes Etappenziel, die „Murchison Fort Lodge“, bei Einbruch der Dunkelheit und einem heftigen Gewitter erreicht. Müde und durchgeschüttelt von unserer Fahrt gehen wir nach dem Abendessen ins Bett. Unser Zimmer ist ein tented camp, das heißt wir haben ein großes begehbares Zelt, in dem unser Doppelbett steht und mit einem Rebdach überdacht ist. Es ist eine individuelle Atmosphäre aus Camping Gefühl mit Doppelzimmer Charakter und ist uns bisher nur in afrikanischen Ländern begegnet. Das Zelt ist Richtung Nil ausgerichtet und abends erfreut uns immer ein herrlicher Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen klingelt unser Wecker recht zeitig, denn um 06.00 Uhr starten wir bereits zu unserem Game Drive. Unser Begleiter Soul, der Safarifahrer Albert, unsere Volunteer Mädels aus „We care for them“ und wir genießen bereits nach wenigen Minuten eine intensive Morgenröte und einen spektakulären wärmenden Sonnenaufgang vor einer Bilderbuchlandschaft aus Palmen, Giraffen, Büffeln und Wasserlöchern. Die Wärme erstrahlt uns und taucht die Landschaft und Tierwelt in eine goldene Kulisse.
Auf unserem Game Drive begegnen uns unterschiedliche Tiere, teils zum Greifen nahe: Giraffen, Elefanten, Warzenschweine, Hippos, Löwen auf der Jagd, unzählige Gazellen und Antilopen sowie Büffel und unterschiedliche Vogelarten. Paviane und Affen spazieren an den Wegen entlang und sogar ein 2,50 m langes Krokodil und ein Adler posieren während unserer anschließenden Bootstour vor der Linse. Leoparden und Geparden haben wir leider nicht zu Gesicht bekommen, wissen aber um die Seltenheit und Rarität dieser Tiere, die wir letztes Jahr in Tansania erleben durften.
Nachmittags stand noch eine Bootstour auf dem Nil auf dem Programm.
Die Bootstour führt uns zur nächsten Naturgewalt, dem beeindruckenden Murchison Wasserfall. Die Strömung in nächster Nähe ist gigantisch, sodass wir mit unserem Boot nur mit großem Abstand den Wasserfall bestaunen. Nach der Tour auf dem Nil fahren wir dann zum „Top of the waterfall“. Ein Ort, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die Wassermassen stürzen hier 8 Meter in die Tiefe, eine tosende Wassermenge und die entstehende angenehm kühlende Gischt umgeben uns. Das Wetter meint es an dem Tag gut mit uns und so lassen die Sonnenstrahlung mit den Wassertropfen zusammen einen beeindruckenden Regenbogen vor den Wasserfällen entstehen. Es liegt eine ganz besondere Stimmung in der Luft und wir genießen den Moment sehr, den wir völlig ungestört von anderen Touristen für uns aufsaugen und genießen dürfen. Nach 1,5 h Rückfahrt zu unserer Lodge sind wir erfüllt von all den vielseitigen Eindrücken und Impressionen. Safari ist und bleibt zu jeder Sekunde ein Abenteuer. Wir lassen den Abend ruhig ausklingen und starten am nächsten Morgen in unseren „Day off“.
Der Tag Auszeit tut gut, um die ganzen Bilder, Gerüche und Erlebnisse zu verarbeiten und zu reflektieren. Wir genießen die Lodge und ihre Annehmlichkeiten wie den schön bepflanzten Garten und idyllisch gelegenen Pool, von dem wir auf den Nil aus blicken und sogar Elefanten am Ufer entdecken. Wahnsinn – das hätten wir kaum für möglich gehalten! Den Pool genießen wir für uns alleine, da die meisten anderen Gäste auf Safari unterwegs sind. Da haben wir natürlich nichts dagegen!
Nach 2 wunderbaren erlebnisreichen Tagen heißt es für uns am nächsten Morgen Abschied nehmen und eine lange Heimreise wieder anzutreten. Da wir keine Genehmigung mehr für den kürzeren Weg über den Nationalpark haben, müssen wir einen recht langen Umweg in Kauf nehmen. Nach insgesamt 9 Stunden Fahrt sind wir abends wieder an unserer Organisation angekommen und werden herzlich von den ganzen Kindern und Mitarbeitern in Empfang genommen. Die Kids sind gespannt auf unsere Geschichten und Fotos, die wir ihnen am Abend noch zeigen. Es freut uns zum einen, den Kindern so einen Einblick in ihr eigenes Land zu vermitteln. Zum anderen macht es uns auch traurig – denn wie wir von unserem Safarifahrer und auch den Lodge Mitarbeitern erfahren haben – ist die Realisierung einer eigenen Safari für die Einheimischen vor Ort aufgrund der finanziellen Hürden meist ein Wunschdenken und nur sehr selten Wirklichkeit.
😍 tolle Bilder und danke für deinen Text. Macht Spass eure Reise mitzuverfolgen.
Tolle Bilder und Eindrücke des Landes. Weiterhin viele tolle Begegnungen und alles Gute für eure weitere Reise.