Ein Roadtrip im Einheimischen Stil – also sprichwörtlich keine Muzungu Touristen Tour mit klar getakteten Zeitplänen, dafür aber umso mehr Raum für individuelle Abstecher an unbekannte Orte oder verlassene Wege und unvorhergesehenen Ereignissen wie Autopannen und Routenänderungen. Die perfekte Option für jene, die aus ihrem Roadtrip ein wirkliches Abenteuer machen wollen und den ganz besonderen Kick suchen. Wir beide stürzten uns mit Mark (dem Leiter von Sosolya und Organisator des Roadtrips), Grace (unserem durch nichts aus der Ruhe zu bringenden routinierten Fahrer) und Miltrade (einer jungen Dame der Sosolyas) in 4 Tage Roadtrip durch die Landschaft Ugandas mit Zwischenhalten am Äquator, in Mbarara, Kabale, Lake Bunyonyi und mit voller Vorfreude auf unser Gorilla Trekking im Bwindi Nationalpark im Süden Ugandas.
Am Mittwoch, den 12.10.2022 hieß es für uns erst einmal Koffer packen und das vertraute Apartment in Kampala zu verlassen und sich von den Mitgliedern der Sosolyas zu verabschieden. Danach begann unsere Reise am späten Nachmittag von Kampala aus in Richtung Masaka, was zunächst als erster Übernachtungsstopp geplant war. Wer den Google Maps Angaben vertraut, geht von einer recht kurzen Wegstrecke und Zeitdauer aus. Wer aber den Verkehr besonders in der Rush Hour nach Arbeitsende der Bevölkerung in Kampala etwas länger kennt, weiß um die völlig überfüllten Straßenverhältnisse und die nerven- und zeitraubenden Wegabschnitte der Route. So wurde es bis zu unserem geplanten Zwischenstopp am Äquatorpunkt schon dunkel und die perfektionistischen Ansprüche von Alex, eine ordentliche Belichtung für den Fotospot zu erlangen, wurden auf das Nötigste heruntergeschraubt. Wir behalfen uns mit den vorbeifahrenden Autos am Straßenrand, die das Spotlight für uns im Sekundentakt darstellten.
Etwas müde, leicht genervt und mit bangem Blick auf Google Maps, ob wir den Bwindi Nationalpark überhaupt sicher und rechtzeitig am Freitag in Anbetracht der weiten Wegstrecke erreichen würden, entschieden wir in der Gruppe, die Nacht zur Weiterfahrt näher an unser Ziel zu nutzen. Anstelle von Masaka war unser erstes Etappenziel dann das 150 km weiter entfernte Mbarara, das wir nach Mitternacht übermüdet erreichten. In der Spontanität unserer Routenänderung begründet endete unser erster Tag dann in einem freundlich ausgedrückt zweckmäßig ausgestattetem Doppelbettzimmer mit fehlend fließendem Wasser und beunruhigenden krabbelnden unerwünschten Untermietern am Boden. Hätte man diese noch gedanklich nach dem langen Tag versuchen können auszuschalten, posaunten direkt neben unserem Zimmer Bassklänge und lautstarke Gespräche sowie im Stundentakt neu anfahrende Autos durch das quietschende Eingangstor der Pension. Alles in allem – der Start in unseren Roadtrip hätte nicht besser sein können und unsere Laune am nächsten Tag brauchte erst ein paar Anläufe, bis sie aus dem Keller Richtung Erdgeschoss und Zuversicht wanderte. Die Übermüdung trug ihr übliches bei. Nichtsdestotrotz versöhnten wir uns mit dem Gedanken, dass wir immerhin nur noch 200 km von unserem eigentlichen Ziel – dem Bwindi Nationalpark – entfernt waren. Was uns beide dennoch stutzig machte – selbst google maps veranschlagte für die Reststrecke über 4 h reine Fahrzeit – ohne Stausymptomatik. Wir runzelten nur leicht die Stirn und ließen die Dinge auf uns zukommen – Hakuna Matata. Also ging es am frühen Morgen weiter Richtung Kabale, ein in der Nähe des Lake Bunyonyi gelegener Ort, in dem zunächst ein Zwischenstopp an einer Autowerkstatt anvisiert wurde. Auf Nachfrage erklärte uns Mark, dass dies kein Grund zur Sorge sei, sondern eine reine Vorsichtsmaßnahme. Hintergrund ist, dass die Straßen teils doch sehr schlecht sind und Mark sowie Grace sichergehen wollten, dass alles am Auto passt. Auf der weiteren Wegstrecke bis zum Bwindi Nationalpark sei ein voll funktionsfähiges Auto unerlässlich und ein Sicherheitscheckup für alle Fahrzeuge von Vorteil. Zu dem Zeitpunkt wussten wir beide noch nicht, welche Straßenverhältnisse uns den Rest des Tages erwarten würden. Wir nutzten die Wartezeit, um das „Café Barista“ im Ort aufzusuchen, über das wir im Vorfeld viel Gutes gelesen hatten. An der Hauptstraße des Ortes gelegen, verfügt es über eine eigene Siebträger Maschine, was in Uganda durchaus ein Highlight ist! Wir organisierten kurzerhand für unsere Truppe frisch gebrühten Cappuccino. Der Kaffee tat nach der erlebten Nacht richtig gut und erweckte zuvor schlafende Lebensgeister wieder neu.
Nachdem unser Safari Van den Check Up ohne Komplikationen überstanden hatte, verließen wir die geteerten Hauptstraßen und fuhren über eine zunächst noch geschotterte Piste kleine Serpentinen zum See hinunter. Auf dem Weg bergab boten sich erste Ausblicke auf den Lake Bunynonyi und seine vielen kleinen Inseln und wir beide begannen zu erahnen, warum dieser See auf diversen Plattformen als ein unbedingter Abstecher angepriesen wird.
Mit seiner natürlich eingebetteten grünen Hügellandschaft, glitzernd blauem Wasser, bunten Fischerbooten und idyllisch abgelegenen Lodges versprüht dieses Fleckchen Erde eine ganz besondere Oase der Ruhe. Unzählige Aussichtspunkte, die verschiedene Perspektiven auf den See ermöglichen, die sich spiegelnden Wolken im Wasser und malerisch grünen terassenförmig aufsteigenden Berglandschaften mit Dörfern von Einheimischen verstärken das besondere Flair.
Wir hatten das Glück, dass Mark für uns die direkte Panoramaroute am östlichen Seeufer entlang ausgewählt hatte, an der sonst keine Touristensafaris vorbeiführen. Wie er meinte, sei das der aus Fahrersicht deutlich anstrengendere komplexere Weg, den wenige Führer auf sich nehmen wollen. Uns erahnte zu diesem Zeitpunkt noch keine konkrete Vorstellung, was er genau damit meinte, bis wir das Ausmaß der Schilderungen direkt erlebten. Wenn wir uns in Deutschland über „marode Straßenverhältnisse“ beschweren, dann ist das jammern im Verhältnis zu ugandischen Straßenverhältnissen auf sehr hohem Niveau. Wenn wir in Deutschland von abgelegenen Holperpisten sprechen, dann haben die meisten von uns noch keine ausgewaschenen, von Steinschlägen heimgesuchten und tiefen Abgründen am Seitenrand befahrbaren Straßen erlebt, in deren Mitte sich immer wieder so tiefe Löcher auftun, dass man kurz die Luft anhält, ob der Wagen unbeschadet die Naturherausforderungen passieren kann. Und wir konnten noch von Glück sprechen, dass es die Tage zuvor kaum geregnet hatte und die Sonne schien und somit nur leichte Matschpisten und Schlammlöcher unseren Weg kreuzten. So sehr wir das Abenteuer lieben, so froh waren wir im gleichen Moment, nicht selbst am Steuer sitzen zu müssen. Grace brachte das alles nicht aus der Ruhe, während wir bei unzähligen Gratismassagen und gefühlten Trampolinsprüngen im Auto die atemberaubende Aussicht auf die Insellandschaften und den Lake Bunyonyi genossen.
Nach gut 1,5 h Panoramafahrt landeten wir wieder auf zivilisierten Straßenverhältnissen in Muko und mussten bald feststellen, dass unserem Auto die Straßenverhältnisse etwas zu heiß waren – im sprichwörtlichen Sinne. Also mussten wir wohl oder übel eine Zwangspause einlegen und den Motor abkühlen lassen. Das Kühlwasser dampfte nicht schlecht und wer sich eine Tasse Kaffee heiß hätte überbrühen wollen, der wäre in diesem Moment wohl voll auf seine Kosten gekommen. So blubberte und sprudelte es erstmal mehrere Sekunden lang aus dem Auto und die Nervosität stieg in uns auf. Ruhig und gelassen organisierten Mark und Grace erst einmal neues Wasser, um den Verlust wieder ausgleichen zu können, nachdem sich die Motorenteile deutlich abgekühlt hatten und erklärten uns, wir sollten uns keine Gedanken machen, es sei bald wieder alles in Ordnung. Unser Auto brauchte auf dem restlichen Weg bis zum Eingangstor des Bwindi Nationalparks noch mehrere Verschnaufpausen, die wir für Gruppenfotoshootings in einer herrlichen Naturumgebung nutzten.
Die hügelige Landschaft und die Aussichten stehen dem Voralpenland in Deutschland in nichts nach. Die Straßenverhältnisse vor den Toren des Nationalparks auf dem Weg zu unserer Lodge waren weiterhin recht steinig, holprig und eng und verlangten von Grace eine hohe Konzentration ab. Uns beeindruckte die uns umgebende Flora und Fauna – wir tauchten ein in eine Kulisse aus Vulkanen, terrassenförmig angelegten bewirtschafteten Feldern, strahlend blauem Himmel und gleisender Sonne. Das satte grün strahlte aus allen Ecken, Anwohner in kleinen überschaubaren Dörfern winkten und grüßten uns und die Kamera knipste Bilder was das Zeug hält. Eine Perspektive war schöner als die andere und ließ den Blick in die Ferne schweifen, sodass uns die Wegstrecke dann gar nicht mehr so lange vorkam und wir gegen Nachmittag unser Ziel erreichten.
Rushaga – einer der vier Eintrittstore am Bwindi Nationalpark – von dem die Gorilla Trekking Tour am frühen nächsten Morgen aus starten sollte. Die Ichumbi Gorilla Lodge empfing uns mit einer wohltuenden Erfrischung und einer luxuriösen Ausstattung in einer traumhaften Lage. Unser Zimmer glich viel mehr einem auf Stelzen gebauten Baumhaus mit Blick auf den Nationalpark und ließ keine Wünsche offen. Nach einem langen aufregenden Tag und einem gemeinsamen gemütlichen Abendessen gingen wir recht bald ins Bett, schließlich ging es am nächsten Morgen für uns beide früh los, da das Trekking bereits um 7.30 Uhr starten sollte. Voller Vorfreude auf die lang ersehnte Gorilla Trekking Tour stärkten wir uns erst einmal bei einem reichhaltigen Frühstück. Den besten Start in den Tag bereitete Julia die unerwartete Überraschung echten Nutellas auf dem Frühstücksbuffet. Wer sie kennt weiß, dass sie ein großer Fan davon ist und nach 7 Wochen Abstinenz ein Nutella Crêpe wahre Freude bereiten kann. Nach dem Frühstück ging es dann endlich los – Grace und Mark waren auch bereit, uns zum Ausgangspunkt der Trekking Tour zu fahren, welcher zum Glück nur 10 Minuten entfernt war. Auf dem Weg dorthin bot sich ein herrlicher Sonnenaufgang zwischen Bananenblättern und einer Hügelsilhouette am Ende des Horizontes.
Inzwischen machten sich zugleich auch gemischte Gefühle breit. Wie wird die Trekking Tour wohl werden? Sind wir denn fit und sportlich genug? Wie viele Gorillas werden wir sehen? Werden wir sie überhaupt sehen? Traut man den Erfahrungsberichten im Internet, scheiden sich die Geister und Erlebnisse enorm. Die Tour kann selbst laut Angaben der offiziellen Nationalparkseite bis zu 6 h einfach dauern, bis die Gorillas gesichtet werden und im Zweifel sogar erfolglos sein. Schließlich sind wir hier in einem Nationalpark und nicht im Zoo und die Tiere leben hier in völliger Freiheit in einem riesigen Ausdehnungsgebiet. Hinweise und Erfahrungsberichte sprechen immer wieder von stark kräftezehrenden Wanderungen, fernab der Zivilisation, Macheten der Führer, die den Weg frei schneiden müssen, matschigen Rutschpartien und Schlammpisten sowie dem nicht unbegründeten Einsatz von Handschuhen, um sich an Schlingpflanzen und Baumstämmen festzuhalten, um ein Abrutschen von den Trampelpfaden zu vermeiden. Werden wir dieselben Erlebnisse am Ende unserer eigenen Gorilla Trekking Tour teilen?
Bevor es in der Kleingruppe wirklich losgeht, erhalten wir ein Gesamtbriefing zum Verhalten und den Schutzmaßnahmen im Nationalpark. Eine Tanzgruppe begrüßt uns mit traditionellen Tänzen und überbrückt die Zeit der Aufnahme aller Personalien. Nach der Einweisung geht es in die Kleingruppen von maximal 8 Teilnehmern und dem Führer sowie Sicherheitspersonal, die im Falle einer Begegnung mit schnell aggressiv werdenden Waldelefanten Schutz vermitteln sollen. Unsere Gruppe ist bunt gemischt – wir beide sind die einzigen Deutschen und kommen in Gesellschaft von einer bunt gemischten jungen Damengruppe aus Irland, United Kingdom und Australien und einem weiteren Pärchen aus den Staaten. Jung und dynamisch und voller Elan starten wir also in unser Abenteuer.
Bevor es richtig los geht, heißt es erst einmal wider Erwarten eine 30 minütige Wegstrecke mit dem Auto zum eigentlichen Ausgangspunkt für unsere zugeteilte frisch habituierte Gorillagruppe zurückzulegen. Es ist mittlerweile 9.15 Uhr, als wir bei Sonnenschein ein kleines Dorf am Rande des Bwindi Nationalparks erreichen, von dem aus es nur noch zu Fuß weiter geht. Nach ein paar zurück gelegten Höhenmetern verlassen wir recht schnell die zivilen Pfade und begeben uns mit unserem Führer und unseren beiden mit Gewehren bewaffneten Rangern durch den dichten Regenwald auf Spurensuche. Die Wege werden schmaler, die Vegetation dichter und die Temperaturen kühler. Es hat zum Glück die letzten Tage kaum geregnet und wir haben nur selten Stellen, die rutschig oder mit Vorsicht zu genießen sind. Trotzdem sollte man trittsicher sein und auf seine Wege achten – Wurzeln und herabhängende Äste sind unser stetiger Begleiter, die aber noch keine großen Anstrengungen erfordern. Die Vorfreude auf die Begegnung mit den Gorillas treibt uns an und lässt uns die Steigungen mit relativer Leichtigkeit passieren.
Und dann werden auf einmal alle ganz ruhig. Unser Guide symbolisiert uns durch Mimik und Gestik, die Gespräche einzustellen. Wir schauen auf die Uhr und wundern uns… es sind doch erst gut 1,5 h, die wir gelaufen sind. Sollen wir jetzt wirklich schon am Ziel sein? Welche Überraschungen hält unser Weg sonst noch bereit? Auf einmal kommen uns die Tracker entgegen, die bereits am frühen Morgen auf die Suche gegangen sind. Schnell wird uns klar – wo die Tracker sind, müssen auch die Gorillas ganz in der Nähe sein. Unsere Vermutung soll uns nicht täuschen und so beginnt in den nächsten Minuten eine für uns wohl atemberaubendste Stunde, die wir bisher erlebt haben. Im Dickicht sichten wir die ersten Gorilla Weibchen, umrahmt von Ästen und einer Unmenge an Blattwerken, die genüsslich und ohne großes Wimpernzucken durch unsere Anwesenheit verzehrt werden. Wir sind so geplättet – jetzt sind wir endlich da und können es noch kaum fassen.
Unser Guide bahnt uns den Weg durch das Dickicht mit seiner Machete – immer näher an die Gorilla Familie heran, die aus 17 Mitgliedern insgesamt besteht. Die Tiere sind quer verteilt, auf Baumstämmen, in den Baumkronen, am Boden oder die Kleinen auf den Rücken ihrer Muttertiere. Da die Gruppe erst kürzlich habituiert wurde, sind die Tiere noch sehr neugierig und der offiziell veranschlagte Mindestabstand von 7 – 8 Metern ist in der Praxis kaum umzusetzen. Die Tiere kommen uns nahe, zeigen Interesse und bauen Blickkontakt mit uns auf. Unser Guide erklärte beim Briefing, dass man keinesfalls Unruhe ausstrahlen sollte oder Angst haben sollte, und wenn Gorillas einem nahe kommen, man ganz einfach ruhig bleiben muss. Das ist leichter gesagt als getan – zumindest die ersten Minuten ist die Unsicherheit über das richtige Verhalten in der Praxis für uns noch größer und wir folgen gehörig den Anweisungen des Guides.
Wir lassen uns an den zugewiesenen Plätzen nieder und genießen einfach den Moment. Wir sind Auge in Auge mit den Gorillas und es verschlägt uns allen die Sprache. Der Anblick der Gorillas ist kaum in Worte zu fassen und selbst jede noch so getreue Beschreibung spiegelt die Emotionen und Gefühle wohl kaum identisch wider. Das Funkeln der tief schwarzen Augen, die große Ähnlichkeit der Mimik und Gestik dieser uns doch so ähnelnden Lebewesen, die Beobachtung der Gruppendynamik der Gorillas, allein die Geräusche zur Kommunikation und beim Verzehren des Blattwerkes – all das schafft eine einmalige Atmosphäre. Wie ruhig und ausgeglichen die Tiere zugleich sind und zu uns Kontakt aufbauen – so sehr, dass ein Gorilla Weibchen selbst an Julias Knie streichelt, bis das Weibchen vom Guide abgehalten wird.
Es ist eine Erfahrung, die wir uns so nicht erwartet hätten. Wir haben bei den Gorillas insgesamt eine Stunde Zeit verbracht, die natürlich wie im Flug verstreicht. Auch der Silberrücken stattet uns einen Besuch ab, hält sich aber vorwiegend im Hintergrund auf und beobachtet unseren Besuch ganz genau. Er muss ein ganz besonderes Parfüm für uns ausgewählt haben, so sehr wie sich die Fliegen um ihn versammeln. Sein Anblick ist gewaltig – seine Masse, das in der Sonne schillernde grau silberne Fell und sein übermäßig riesiger Kopf und Bierbauch ragen durch das Blattwerk hervor. Es ist einfach gigantisch. Auch die Jungen sind in vorderster Reihe mit zu beobachten und schwingen sich durch die Baumäste, springen auf den Rücken der Mütter umher und beäugen uns interessiert. Als unser Guide uns ankündigt, dass wir nun wieder aufbrechen müssen, fällt uns allen der Abschied schwer.
Voll Dankbarkeit für diese unbeschreiblichen Momente machen wir uns auf den Rückweg zum Ausgangsort. Natürlich kommt uns der Weg zurück deutlich länger vor als der Hinweg, obwohl wir nur knapp 2 h Fußmarsch zurücklegen müssen und die Natur an sich auch herrlich ist. Es ist ein dickes Grinsen und ein solches Glücksgefühl, das uns den ganzen Tag über noch begleitet. Und zugleich fühlen sich die Erlebnisse noch so surreal an, dass wir immer wieder auf die Handybilder und Videoaufnahmen und Kamerabilder schauen. Pieks mich, dass ich es wirklich erlebt habe, denken wir uns selbst mehrere Tage und Wochen danach immer wieder.
Resümierend können wir beide jedem, der die Chance hat, ein Gorilla Trekking zu erleben uneingeschränkt nach unserer Erfahrung dazu raten. Wir haben im Voraus lange und intensiv darüber diskutiert, ob uns in Anbetracht der hohen Summen für die Permission und Führergebühren sowie den umrahmenden Kosten der Lodges und Nationalparkgebühren wirklich wert ist. Denn Safaris sind im Allgemeinen keine preisgünstigen Urlaubsmöglichkeiten, stellen aber im Gegenzug besonders einmalige Tiererfahrungen und Naturbegegnungen dar. Zugleich wird durch die Zahlung der Permission zum Schutz der Gorillas beigetragen und deren Fortbestand gewährleistet. Außerdem werden wichtige Arbeitsplätze der Einheimischen vor Ort erhalten und den Besuchern des Nationalparks wirklich einmalige Momente verschaffen. Für uns war es im Nachhinein eine Entscheidung, die wir jederzeit wieder so fällen würden und die Erlebnisse nicht missen möchten. Dabei sind wir uns bewusst, dass wir mit dem Wetter, der Gruppe und vor allem der recht nah gelegenen Gorillagruppe enormes Glück hatten. Die Wege können sich wohl auch ganz anders gestalten, die Anzahl der zu sichtenden Gorillas deutlich geringer sein und der physiologische Zustand nach der Wanderung bei den Teilnehmern so geschwächt sein, dass nach Aussagen des Guides manche Teilnehmer auch das Trekking nie wieder machen würden oder sich sogar mit dem Helikopter ausfliegen lassen. Insofern gehört wohl immer ein Quäntchen Glück für eine solche Tour dazu, das an diesem Tag ganz auf unserer Seite stand. Safaris sind und bleiben eben immer ein Abenteuer der besonderen Art, die von Anfang an nie ganz kalkulierbar sind.
Am selben Nachmittag haben wir dann nach einer erfrischenden Dusche unsere Koffer in der Lodge gepackt und sind weiter Richtung Ruandische Grenze gefahren. Unser letzter Übernachtungsort waren die Ikaze Cottages in Kisoro, die nur einen Katzensprung von der ruandischen Grenze entfernt liegt. Unser eigentlicher Plan, am nächsten Tag noch einen Nature Walk im Mghainga Gorilla Nationalpark zu machen, um Schimpansen und Golden Monkeys zu sichten, zerschlug sich leider. Unser Organisator Mark dachte, dass dies bereits am Vormittag möglich sei, allerdings waren wohl Kommunikationsprobleme Schuld, die den offiziellen Startpunkt am Nachmittag erst verdeckten. Da wir aber bereits für den Samstag Nachmittag an der Grenze mit unserer neuen Organisation in Ruanda verabredet waren, mussten wir spontan umdisponieren und sind als Gruppe zum Abschluss des Roadtrips an den Lake Mulehe gefahren. Dieser See ist deutlich kleiner als der Lake Bunyonyi, bot aber nach den ganzen Erlebnissen der letzten Tage in der Lake Mulehe Safari Lodge eine angenehme Ruheoase mit Seeterrasse und Entspannungsliegen.
Gegen Mittag hieß es für uns dann endgültig Abschied nehmen von Uganda – wir kamen an der Kyanika/Cyanika Border an und haben nach verschiedenen Ausreise- und Einreiseformalitäten mit Visaapplications und Gesundheitschecks (Fieber messen und Befragungen wegen Ebola) Uganda verlassen und sind in Ruanda eingereist. Aufgrund der etwas unsicheren Lage an diesem Grenzübergang (das Auswärtige Amt spricht explizit davon, das Gebiet gänzlich zu meiden (Stand Oktober 2022)) hat uns Mark noch mit über die Grenze begleitet und wartete bis Jules unser Fahrer in Ruanda angekommen ist und uns abholte.
Wie es hier für uns weiter geht, erfahrt ihr im nächsten Artikel 😊